Überlebenskampf in der Luft

■ Die ILA '96 leidet an magelndem Interesse. Für die Briten steht die Konkurrenzmesse sogar auf der Abschußliste

Zum dritten Mal nach 1992 und 1994 wird das Südgelände des Flughafens Schönefeld vom 13. bis 19. Mai Schauplatz der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) sein. Die Euphorie vor vier Jahren ist Ernüchterung gewichen. Den Organisatoren der ILA '96 bläst der Wind eiskalt ins Gesicht. Den optimistischen Nachrichten von um 30 Prozent erweiterten Hallenkapazitäten und den Zusagen renommierter Unternehmen wie Lockheed, McDonnell Douglas, Bell Helicopter, Hughes Aircraft, Bombardier oder Gulfstream steht gegenüber, daß die deutsche Luft- und Raumfahrt an Reputation verloren hat. Der Dasa-Boykott der ILA '94 hat Spuren hinterlassen. Die hausgemachten Schwierigkeiten des dominierenden deutschen Luft- und Raumfahrt-Konzerns, der diesmal wieder Flagge zeigen wird, tragen obendrein dazu bei, daß sich französische und britische Unternehmen sehr reserviert verhalten. Noch fehlt so mancher Aussteller, mit dem die Messe Berlin GmbH fest gerechnet hat.

Zudem schlagen wirtschaftliche Zwänge in Großbritannien und Deutschland durch. Jahrelang klagten große und kleine Unternehmen angesichts der stetig steigenden Zahl internationaler Luftfahrt-Messen – besonders in Asien – über ihre Schwierigkeiten, auf allen teuren Hochzeiten mittanzen zu können. Und die ILA steht in den Augen der britischen Industrie auf der „Abschußliste“. Über die Bedeutung Le Bourgets dagegen gibt es keine Zweifel. Paris ist die mit Abstand größte und wichtigste Luft- und Raumfahrt-Messe der Welt. Und Singapur hat längst mehr Bedeutung als Berlin und Farnborough zusammen.

Da ist es für die Veranstalter nur ein kleiner Trost, daß in Schönefeld erstmals auf einer Messe der in Hamburg-Finkenwerder endgefertigte europäische Twinjet Airbus A319, der spektakuläre Großraumtransporter „Beluga“ und der Eurofighter gemeinsam ihr Können im Flug demonstrieren werden. Karl Morgenstern (dpa)