Gesündere Hotelzimmer

■ Die Hotelkette Scandic rüstet umweltfreundlich nach. Das Ergebnis: Weniger Quecksilber und weniger Putzmittel

Die Hotelkette Scandic aus Schweden hat ein Gästezimmer konzipiert, in dem fast alle verwendeten Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände recycelbar sind. „Durch das Verwenden von recyclingfähigen Stoffen konnten wir allein im vergangenen Jahr beim Einrichten von neuen Gästezimmern die anfallenden Werkstoffmengen um 60 Tonnen Kunststoff, 10 Tonnen Metall und 33 Kilo Quecksilber verringern“, erklärt Olar Ivarsson, der für das Projekt „Eco Rooms“ verantwortliche Direktor. Seit etwa 18 Monaten wird das innovative Fremdenzimmer im Verkauf getestet. Mit Erfolg.

Scandic plant nun, pro Jahr rund 1.000 Zimmer auf „Öko“ zu trimmen. Teil des Konzeptes ist auch ein umweltfreundliches System für Seife und Shampoo, mit dem der monatliche Output der Waschmittel bereits um zwei Tonnen und der Verpackungsmüll um 700 Kilogramm reduziert wurde. Mülltrennung ist in den Zimmern genauso selbstverständlich wie die chlorfreie Reinigung der Bettwäsche. „Kein Unternehmen kann es sich auf Dauer leisten, die Umwelt nachhaltig zu beeinträchtigen“, meint Ivarsson. Die Wettbewerbssituation mache Innovationen nötig. Eine Studie, die Scandic als Entscheidungsgrundlage gedient habe, kam zu dem Ergebnis: „Mittlerweile lehnt in Skandinavien jeder zweite umweltunfreundliche Produkte ab!“ Mit den Ökozimmern, so der Projektleiter, solle die Zukunft des Unternehmens gesichert und kundengerecht gestaltet werden.

Zur Zeit verwaltet Scandic 22.000 Zimmer in neun Ländern. In zehn Jahren sollen sie in „Eco Rooms“ umgewandelt sein. Die Umgestaltung in den zehn deutschen Hotels wird noch auf sich warten lassen. Lutwin Wehr, Direktor des Scandic Crown Hotel Dortmund und seit vergangenem September Umweltbeauftragter der Gruppe für Deutschland und Österreich, über die Gründe: „Die deutschen Scandic-Hotels sind sehr neu und noch nicht renovierungsbedürftig, deshalb stehen wir, was die Ökoräume betrifft, hinten an.“ Er geht jedoch davon aus, daß bei Totalrenovierungen innerhalb der nächsten Jahre sämtliche Zimmer nach ökologischen Kriterien eingerichtet werden.

Das erklärte Ziel von Scandic ist es, die „umweltfreundlichste Hotelkette der Welt“ zu werden. Ihre Betreiber wollen an ihren Ökoprinzipien selbst dann festhalten, wenn ihre Hotels als „Holiday Inn“ vermarktet werden. Und dies trifft ab dem 22. April auf alle Hotels außerhalb Skandinaviens zu – sprich in Deutschland, Österreich, England und in den Beneluxländern.

Um ein umweltgerechteres Wirtschaften in den einzelnen Häusern zu erreichen, hat Scandic mit der schwedischen Umweltstiftung „Der natürliche Schritt“ ein Dialogkonzept ins Leben gerufen, in das Mitarbeiter und Gäste einbezogen sind. Für das Personal gibt es nicht nur einen Ökoleitfaden mit Tips zum Energiesparen und für das Benutzen von biologisch unbedenklichen Putzmitteln, sondern auch Schulungen. Gäste, die sich in ein ökologisch sinnvolles Zimmer einbuchen, erhalten eine Fibel, die das Besondere, das eigentlich ganz natürlich ist, erklärt.

„Durch Information und Kommunikation können wir viel erreichen“, ist Lutwin Wehr überzeugt. Der engagierte Hotelier sieht allerdings Grenzen. Und die sollen beim Gast liegen. „Während unter Europäern die Ökozimmer gut ankommen, gibt es Gäste aus Übersee, die mit dem Konzept noch nichts anfangen können: Sie fragen sich, was das ganze Theater soll, und bestehen nach wie vor auf täglichem Handtuchwechsel und Einwegprodukten, angefangen von der Marmelade bis hin zur Seife.“ Jens Uwe Parkitny