Gen-Raps aus Kanada

■ Hoechst-Schering-Tochter AgrEvo will den EU-Markt erobern

Berlin (taz) – Europäische VerbraucherInnen, die eine gentechnikfreie Küche bevorzugen, werden demnächst ihren Speiseplan noch weiter einschränken müssen. Nachdem vor wenigen Tagen erst der US-Chemiekonzern Monsanto von der Europäischen Kommission grünes Licht bekam für den Import von genmanipulierten Sojabohnen, liegt jetzt ein ähnlich lautender Antrag der Hoechst- Schering-Tochter AgrEvo für Gentech-Raps vor.

Gerhard Waitz von der AgrEvo bestätigte der taz auf Anfrage: „Wir haben in Großbritannien einen Genehmigungsantrag für die Einfuhr kanadischen herbizidresistenten Sommerrapses eingereicht.“ Sollten die Briten eine positive Vorentscheidung fällen, dann wird das Ganze noch den Brüsseler EU-Behörden vorgelegt werden müssen. „Daß sollte jetzt eigentlich dieser Tage geschehen“, fügte Waitz zuversichtlich hinzu.

Die AgrEvo steht mit ihrem Gentech-Raps vor dem gleichen Problem, das bis vor kurzem noch den Chemiekonzern Monsanto plagte. Auf dem nordamerikanischen Kontinent dürfen die Gentech-Pflanzen angebaut und zu Tierfutter oder Lebensmitteln verarbeitet werden. Die fehlende Genehmigung der EU jedoch verhindert, daß die manipulierten Produkte mit den unveränderten zusammengemischt und gemeinsam weiterverarbeitet werden können. Der Absatz der landwirtschaftlichen Produkte in der EU wäre andernfalls gefährdet.

Ihren Gentech-Raps, der gegen das Hoechst-Herbizid Basta – oder Liberty, wie das Pflanzengift in der neuen Welt heißt – widerstandsfähig gemacht worden ist, darf die AgrEvo schon seit 1995 in Kanada anbauen. „Sowohl die kanadischen Gesundheitsbehörden als auch die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) haben den Raps freigegeben“, berichtet Waitz, „wir durften den Raps in Kanada aber nur auf einer Fläche von maximal 16.000 Hektar anbauen, und das Erntegut mußte mit Konfetti markiert werden.“ Damit sollte vermieden werden, so Waitz, daß die Pflanzen in den normalen Weiterverarbeitungsprozeß gelangen. Ist der Import manipulierter Rapspflanzen in die EU erst einmal freigegeben, dann kann die AgrEvo auch auf das Konfetti verzichten, denn eine Kennzeichnungspflicht wird es auch bei uns dafür nicht geben. Wolfgang Löhr