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: Unappetitlichkeiten

Heute werden sich um 12 Uhr – zum High-noon gewissermaßen – der Feuilleton-Chef des Neuen Deutschlands sowie dessen Ex-Kolumnist Wiglaf Droste in Berlin vor Gericht treffen, zur Klärung einiger zurückliegender Unappetitlichkeiten. Als nämlich Gerhard Henschel im Spiegel (44/94) die Prosa des PDS-Parlamentariers Gerhard Zwerenz untersucht hatte, war erstmals Unappetitliches zutage getreten. Zwerenz hatte in angeblich erotischen Romanen u.a. geschrieben: „Er rutscht in ihrem geilen Schleim herum. Die Augen auf ihre schnappende Fotze gerichtet.“ Dieses und andere Beispiele wiederum riefen Peter Berger auf den Plan, Chef des ND-Feuilletons, wo Zwerenz regelmäßig veröffentlicht. Berger schrieb über Henschel (Unappetitlichkeit II), der könne „an keinem Spiegel vorbeikommen, ohne spontan zu ejakulieren“ (ND, 5. 11. 94). Sechs Tage später kommentierte Wiglaf Droste in der jungen Welt wiederum Bergers Retourkutsche: „So wirft dann einer den Samen übers Land, der seine eigene Sexualität derart notorisch verleugnet hat, daß er bei mir deshalb schlicht Klemmschwuchtel heißt.“ Sie ahnen – hier handelt es sich mindestens um einen Mehrteiler, denn Drostes Worte ließen nun wiederum Berger keine Ruhe, wegen „grober Ehrverletzung“ verklagte er seinen ehemaligen Kolumnisten auf Schmerzensgeld und vergaß dabei, daß es bekanntlich so aus dem Wald herausschallt, wie man in ihn hineinruft.