Stolz wie Oskar

■ Auftakt im Tunnelgangster-Prozeß

Die sechs Angeklagten im gestern eröffneten Tunnelgangster- Prozeß machten den Eindruck, als hätten sie den raffinierten Überfall nur ausgetüftelt, um sich vor Gericht in ihrem zweifelhaften Ruhm zu sonnen. Unübersehbar war ihr Stolz auf den spektakulärsten Überfall in der deutschen Nachkriegsgeschichte, bei dem 16,2 Millionen Mark erbeutet wurden.

Gestern begann vor dem Landgericht der Prozeß gegen vier Syrer, einen Libanesen und einen Deutschen im Alter zwischen 23 und 46 Jahren, die an dem Überfall auf eine Commerzbank-Filiale im Juni letzten Jahres beteiligt gewesen sein sollen. Ihnen wird Geiselnahme, erpresserischer Menschenraub und schwere räuberische Erpressung vorgeworfen. Während die beiden Drahtzieher bisher schweigen, hat ein Angeklagter gestern den mutmaßlichen Bandenchef belastet, der ihn angeworben und zu Stillschweigen verpflichtet haben soll. Der Syrer betonte, daß er nur 5.000 Mark erhalten habe. Von der Beute wurde bisher nur ein Drittel gefunden. Spätestens bei der Urteilsverkündung Ende Juni wird den Angeklagten das Lachen vergehen: Sie erwarten maximal fünfzehn Jahre Gefängnis. wahn