Rachemord im Stadtauto

■ Neue Filme von Bremens Unabhängigen: „Pampelmusenmond“ und „Eimerei“

Gleich zwei Bremer Filmpremieren an einem Tag – das klingt großartiger, als es ist, und strenggenommen handelt es sich bei „Eimerei“ sowie „Pampelmusenmond“ auch nicht um Filme, sondern um Videos. Man konnte zudem keine besonders originellen oder handwerklich perfekten Werke erwarten: Beide Produktionen wurden von Filmbegeisterten offensichtlich nicht für den Markt, sondern fürs eigene Vergnügen gedreht: also Amateurkino im besten Sinne des Wortes.

„Eimerei“ von Matthias Sabelhaus und Sven Budelmann wurde gestern abend im Kino 46 uraufgeführt. Ein ungeschickter junger Mann kämpft da mit einem Plastikeimer, in dem sein Fuß steckengeblieben ist. Die uralten Tricks der Slapstick-Komödie werden hier 14 Minuten lang noch einmal bemüht. Aber wirklich witzig ist es dann doch nicht, wenn Dennis Witthus vom Statt-Theater Vegesack mit dem Eimer am Fuß über die Bürgersteige von Walle rast oder den brennenden Müll im Eimer mit einer Sprudelflasche im Supermarkt löscht. Der Film ist geschickt geschnitten, und es gibt eine schön absurde Schlußpointe. Doch die meisten Gags sind allzu offensichtlich, und der komische Held ist einfach nicht komisch genug.

Von ganz anderem Kaliber ist der 100 Minuten lange Film „Pampelmusenmond“, den Jürgen Köster für nur 3000 Mark in dem südfranzösischen Dorf Sorede drehte. Dieser melodramatische Psychothriller ist Autorenkino reinsten Wassers.

Schon an den Dialogen merkt man, daß da ein Autor den vier Filmfiguren seine Weltsicht in die Münder legt. Alle Gespräche kreisen um psychische Verletzungen, Sexualität als Machtinstrument, den Tod und die Psychiatrie. So hat bei all der Ferienidylle, die Köster mit langen Einstellungen von Dorfcafes, Sandstränden und Waldspaziergängen einfängt, der gesamte Film eine düstere und pessimistische Grundstimmung.

Man weiß nie so genau, wie ernst man all das nehmen soll. Einerseits erzählt Köster hier eine hanebüchene Räuberpistole mit einer Millionenerbschaft und einem mysteriösen Scheintoten, der einfach so in einer Waldlichtung herumliegt. Zum anderen sprechen die Darsteller Kathrin Hardet, Pago Balke, Christof Meckel und Tanja Vroom ihre tiefschürfenden Dialoge mit solch einer Ernsthaftigkeit, daß man dabei keinerlei Augenzwinkern bemerken kann.

Manchmal sind diese permanenten Gespräche voller Spitzfindigkeiten und subtilen Verletzungen schon sehr lang, und oft merkt man den DarstellerInnen auch an, wie sie mit den gelernten Texten kämpfen. Aber man spürt auch, daß alle mit viel Liebe und Spaß an diesem Film gearbeitet haben. Es gibt einige schöne Detailaufnahmen vom ganz alltäglichen Dorfleben und Peter Dahm hat eine Musik für den Film geschrieben, die die Stimmungen geschickt verstärkt. Und dann ist da noch das blutige Finale, dessen bester Witz wohl völlig unbeabsichtigt war. Aber wenn man genau hinsieht, kann man erkennen, daß ausgerechnet in einem Bremer Stadtauto ein Mord geschieht. Wilfried Hippen

Heute sowie am 24. und 25. 4 um 20.30 Uhr im Lagerhaus (Schildstr.); außerdem in einer langen Filmnacht mit der Viertel-Produktion „... und was sagt Frau Schäfer dazu“, am 19. u. 20.4. um 22.30 in der Mediencoop (Schildstr.)