Das Portrait
: Revolutionsfilmer

■ Tomas Gutierrez

Tomás Gutiérrez Alea ist tot Foto: AP

Recht gallig konnte Tomás Gutiérrez Alea werden, wenn man ihn auf den Übermut der Ämter ansprach. Wahrscheinlich war es das, was ihn zu Kubas erstem Volksregisseur machte. Der, den wir hier einmal nicht den „großen alten Mann“ des karibischen Kinos nennen wollen, starb am Dienstag in Havanna im Alter von 67 Jahren an einem elend langen Krebsleiden.

In seinen letzten Interviews mußte er sympathischerweise selbst ein bißchen über seine markigen Worte von vor dreißig Jahren lachen. Damals aber, als das „Nuevo cine“, das neue kubanische Kino, gegründet wurde, herrschte heiliger Ernst: „Historias de la revolución“ (1961) feierte den Triumph der kubanischen Revolution, produziert innerhalb einer verstaatlichten Filmindustrie, die überhaupt erst mit der Revoltion entstand. Alea und die Seinen bezogen ihre künstlerische Orientierung von den italienischen Neorealisten, hatten ihnen aber den Humor voraus: Aleas „Tod eines Bürokraten“ (1966) erzählte die Geschichte vom Tod eines Arbeiters, der versehentlich mit seiner Gewerkschaftskarte beerdigt wird. Sein Witwe erhält deshalb keine Rente. Der Tote wird exhumiert, was die Sache auch nicht besser macht ...

Sein womöglich wichtigster Film war „Erinnerungen an die Unterentwicklung“ (1968), dessen Protagonist erstmalig ein Intellektueller ist, der sich weigert, mit seiner Familie in die USA auszureisen. Aber die Assimilation mißlingt. Das Ganze versetzt mit Kennedy-Ansprachen und Castro-Reden.

Vor zwei Jahren hatte Alea sich beklagt, es werde zuviel über Kuba polemisiert: „Die einen betrachten es als kommunistische Hölle, die anderen als sozialistisches Paradies. Offenbar ist es schwer, den Blick auf die wirklichen Gegebenheiten zu richten.“ Zusammen mit dem jüngeren Kollegen Juan Carlos Tabio hat Alea in seinen letzten Filmen, der erfolgreichen Schwulen-Operette „Erdbeer und Schokolade“ und der schwarzen Komödie „Guantanamera“, das Bild ein wenig zu korrigieren versucht: Auch der strammste Kader fängt unter Ballantines-Einwirkung zu lächeln an. Alea, der einst zu Castros Guerilla gehört hatte, galt in Kuba zeitweise als Unperson und hatte auch Reiseverbot. Seine internationale Bekanntheit und seine Popularität in der Bevölkerung schützten ihn oft nur knapp. Aleas letzter Film, „Guantanamera“, zeigt die Reise eines Sarges quer über die Insel. Mariam Niroumand