Comeback der Monster

■ In der Champions League kommt es zum befürchteten "Traumfinale" zwischen Ajax Amsterdam und Juventus Turin

Berlin (taz/dpa) – „Es wird in Rom ein Finale wie ein WM-Spiel werden“, meinte Gianluca Vialli, nachdem die Begegnung Juventus Turin gegen Ajax Amsterdam doch noch als Höhepunkt der Champions League zustandekam. Man kann nur hoffen, daß der Juve-Kapitän nicht zufällig das Endspiel der WM 1994 in Los Angeles meint, angesichts der vielen „Traumfinals“ des Landesmeistercups, die sich als ausgesuchte Langweiler entpuppten, keineswegs ein abwegiger Gedanke.

Fünf Wochen vor dem großen Spiel, das am 22. Mai in Rom stattfindet, sind die Italiener eifrig bestrebt, sich als Außenseiter zu präsentieren. „Ajax ist Favorit“, sagt Vialli, Trainer Marcello Lippi verspricht jedoch: „Jetzt werden wir versuchen, die ,Monster‘ zu schlagen.“

Mit dem überzeugenden 3:0 bei Panathinaikos Athen haben die Amsterdamer einiges von ihrem Nimbus zurückgewonnen, der ihnen nach dem 0:1 im Hinspiel kurzfristig abhanden gekommen war. „Geistig und körperlich ausgelaugt“ seien seine Mannen, hatte Trainer Louis van Gaal verkündet und war selbst schwer angegriffen worden, vor allem wegen seines rehflegelhaften Umgangs mit der Presse. Doch nachdem Jari Litmanen mit seinen beiden Toren in der 4. und 77. Minute nicht nur die 75.000 Zuschauer im Athener Olympiastadion, sondern auch sämtliche Kritiker zum Schweigen gebracht hatte, war sie sofort wieder allgegenwärtig, die penetrante Wendung von der „besten Vereinsmannschaft der Welt.“ Das Allgemeen Dagblad aus Rotterdam jubilierte nach dem von Wooter in der 85. gekrönten Triumph gar: „Der 3:0-Sieg über Panathinaikos geht wahrscheinlich als eine der schönsten Demonstrationen von Ajax in die Geschichte ein.“

Wesentlich souveräner als der Cupverteidiger erreichte jedoch Juventus gegen den FC Nantes das Finale, zumindest bis zur 69. Minute des Rückspiels. Nach dem 2:0 in der ersten Partie gingen die Turiner auch beim französischen Meister durch ein wunderschönes Tor von Vialli (Nantes-Coach Suaudeau: „Er hat bewiesen, daß er einer der größten Fußballer der Welt ist“) mit 1:0 in Führung (17.). Dem Ausgleich von Capron (43.) folgte nach genialer Vorarbeit von Vialli das 2:1 durch Sousa (51.), bevor N'Doram (69.) und Renou (82.) noch den tröstlichen 3:2-Sieg für die Bretonen herausschossen. Marcello Lippi war dennoch zufrieden, außer mit seinem Kollegen Suaudeau. „Von der Trainerbank aus hat er mich die ganze Zeit provoziert. Dinge, die in einem Kaff passieren können, nicht jedoch bei einem Pokalhalbfinale.“ Dem Endspiel kann Lippi zumindest in dieser Hinsicht beruhigt entgegensehen. Van Gaal ist völlig damit ausgelastet, die Journalisten zu verunglimpfen. Matti