„Joint“ hilft gegen Falten

Kosmetik aus Hanf hat nicht nur ein exotisches Image. Die Produkte pflegen dank natürlicher Wirkstoffe die Haut. Pusteln sind passé  ■ Von Sabine Gärtner

Die Römer waren schon immer gut für neue Erkenntnisse. Dank Asterix und Obelix wissen wir zwar, daß sie ziemlich spinnen. Aber was haben sie uns nicht alles hinterlassen: Bewässerungssysteme, Dampfbäder oder Orgien. Und auch in Sachen Hanf waren sie uns schon um einiges voraus: Die Römer benutzten das Öl der Hanfsamen, um Hautausschläge und Herpes zu behandeln – und das mit Erfolg. Auch in anderen Volksmedizinen ist es seit Jahrtausenden bekannt: Hanfsamenöl heilt und pflegt. Was liegt da näher, als aus dem wertvollen Stoff Kosmetik herzustellen?

Die schlauen Vorfahren zum Vorbild nehmen sich seit jeher die Hanfhäuser. In Berlin-Schöneberg gibt es neben Kleidung, Papier und allerlei nützlichen Dingen seit geraumer Zeit auch Hanfkosmetik im Sortiment. Im Schaufenster türmen sich Töpfe, Tuben und Tiegel, auf denen deutlich das grüne Cannabisblatt prangt. Shampoo, Bodylotion, Lippenstift – alles ist dabei. Wichtigster Bestandteil: Hanföl. „Das hat einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren“, erklärt Chris vom HanfHaus. „Deswegen zieht es besonders tief in die Haut ein.“ Und die soll dadurch besonders glatt und zart werden, wie der berühmte Babypopo.

Aber das ist noch nicht alles. Die Römer schworen schließlich auch auf die Heilkraft von Hanföl. Vermutlich kannte dereinst niemand die genaue Ursache, doch heute wird daran geforscht: Grund ist die Gamma-Linolen-Säure. Sie wird bei der Behandlung von Neurodermitis und anderen chronischen Hautkrankheiten eingesetzt und verschafft Linderung. Gamma-Linolen-Säure ist eine extrem seltene Substanz. Außer in der Muttermilch kommt sie nur in der Nachtkerze und in Borretsch (Gurkenkraut) vor. Logische Folge: Exklusives ist teuer. Ein weiterer Pluspunkt für das Hanföl, es kann in größeren Mengen hergestellt werden.

Die Vorteile des Öls erkennen nun immer mehr Kosmetikhersteller. Der Markt ist noch klein, aber vielversprechend. Die Firma „dupetit“ im unterfränkischen Richelbach war eine der ersten, die mit solchen Produkten in den Handel kam. Dabei hatte sie ganz anders angefangen, nämlich mit Naturparfums. „Dann hat mein Mann den Duft ,Cannabis‘ kreiert“, erzählt Carmen Dupetit. Das Parfum war ein überraschender Erfolg und wurde von ,Öko-Test‘ mit einem „empfehlenswert“ bedacht. Und so blieben sie beim Hanf. Inzwischen stellt die Firma neben der Kosmetikserie auch Lebensmittel her.

Mit dem Drogenimage von Hanf gab es anfangs ziemliche Probleme. „Die Leute haben schon die Nase gerümpft,“ sagt Carmen Dupetit. „Aber seitdem die Medien viel darüber berichtet haben, ging das schlechte Image zum Glück verloren.“ Inzwischen haben auch bayerische Bauern aus der Nachbarschaft ihre Zusammenarbeit angeboten. Bisher kommen die Rohstoffe nämlich noch aus Österreich. Da der verruchte Ruf nachläßt und Hautpflege mit Hanföl immer mehr Zuspruch findet, bestätigt auch Iris Maul vom Greenhouse in Frankfurt: „Kosmetik ist bei uns der absolute Renner.“

Zwar gibt es im Greenhouse auch Jacken, Schuhe und Matratzen aus Hanf, aber rund 70 Prozent des Umsatzes werden mit Kosmetikartikeln gemacht. Dafür hat Iris Maul eine logische Erklärung: „Bei einer Jacke für 170 Mark überlegt man es sich, aber eine Creme für 15 Mark nimmt man schon mal mit.“

Doch auch Hanfkosmetik hat ihren Preis. Eine Flasche Shampoo beispielsweise kostet im HanfHaus 14 Mark, für 150 Milliliter Bodylotion muß man rund 22 Mark hinlegen. „Das liegt daran, daß das Hanföl drei- bis viermal teurer ist als andere Öle“, erklärt HanfHaus- Gründer Mathias Bröckers. „Wenn Hanf in nennenswertem Maßstab angebaut werden dürfte, wären die Preise gleich.“ Für die Zukunft besteht allerdings Hoffnung, denn in diesem Jahr wird erstmals Hanf aus deutschen Landen frisch in die Flasche kommen. Und für den Juni kündigt Mathias Bröckers eine weitere Neuerung an: „Dann gibt es zum ersten Mal Hanf-Tenside, also waschaktive Substanzen auf Hanfbasis. Das Patent ist bereits angemeldet, zur Zeit hapert es noch an den Flaschen.“ Für den höheren Preis der Hanfkosmetik kann man zumindest mit gutem Gewissen einkaufen. Die Hanfsamen sind biologisch und ohne Pestizide angebaut, die Kosmetik ist auf rein pflanzlicher Basis hergestellt. Für die Kosmetikserie mit dem schönen Namen „Joint“ gibt es im Katalog einen Extrakasten mit Erklärungen: Inhaltsstoffe und ihre Wirkung, damit niemand die „Katze im Sack“ kauft.

Solch kundenfreundliche Offenheit gibt es jedoch nicht überall. Und so mancher Hersteller versucht, den Naturprodukte-Trend für sich auszunutzen. Iris Maul warnt denn auch vor einem Etikkettenschwindel: „Viele wollen mit der Welle mitschwimmen. Die bieten dann Sachen an, die außer ein paar Tropfen Hanföl voll von chemischen Zusatzstoffen sind.“ Solche Dinge fallen bei den Kunden aber ohnehin schnell durch. Sie greifen lieber zu den reinen Naturprodukten. „Da braucht keiner Angt zu haben, daß er Allergien oder Pusteln bekommt.“