■ Mit den Verkehrsplanern auf du und du
: Bewiesen: Alles falsch!

Hamburg (taz) – „Zusammenfassend kann gesagt werden, daß das BVWP-Bewertungsverfahren keinen Bezug zur Wirklichkeit hat. Straßenbau ist nicht wirtschaftlich.“ Derart äußern in einem Artikel für das Zentralorgan der deutschen Verkehrswissenschaft, die Fachzeitschrift Internationales Verkehrswesen, zwei baden- württembergische Diplom-Ingenieure eine detailliert belegte Grundsatzkritik am Bundesverkehrswegeplan (BVWP).

Haben die beiden Dipl.-Ing. recht, müßten Straßenbauprojekte im Gesamtwert von 250 Milliarden Mark eigentlich völlig neu berechnet werden. Das Ergebnis, so prophezeien Pfleiderer und Braun, stände in den meisten Fällen schon von vornherein fest: „Es ergäbe sich ein Kosten-Nutzen-Verhältnis, das kleiner als eins oder sogar negativ ist.“ Eine vernichtende Prognose: Um in den BVWP aufgenommen zu werden, ist für Verkehrsprojekte verbindlich vorgeschrieben, daß der Nutzen die Kosten deutlich überschreitet.

Braun und Pfleiderer listen an mehreren Beispielen aus dem aktuellen BVWP völlig absurde Rechenfehler auf: Da wird die kurvige Bundesstraße 14, auf der heute 10.000 Autos täglich fahren, mit einer Bedarfsprognose von 87.000 belastet. Das Rechenergebnis: Auf der B14 vom Bodensee durch den Schwarzwald herrscht absoluter Stillstand. Der volkswirtschaftliche Schaden ist unermeßlich. Eine vierspurig ausgebaute B14 rentiert sich.

„Problematisch sind jedoch weniger diese Einzelfälle, so Pfleiderer/Braun: Sie kritisieren ein zugrundeliegendes „primitives Denkmodell“. So wird Straßenneubau immer mit höheren Geschwindigkeiten, sinkendem Treibstoffverbrauch, sinkender C02-Belastung und sinkenden Pkw- und Lkw-Kosten gleichgesetzt. Das Ingenieurduo ironisch: „Wenn das richtig wäre, wäre Straßenbau für die Automobilindustrie schädlich.“

Kernstück dieses Bewertungsirrsinns, so Pfleiderer/ Braun, ist die bewußte Außerachtlassung einer zentralen verkehrswissenschaftlichen Erkenntnis: Straßenbau erzeugt neuen Straßenverkehr. Würde dieser „induzierte“ Verkehr berücksichtigt, gäbe es in Deutschland wohl kaum einen einzigen Straßenneubau. flo