Sünde! Liebe! Ruhig härter!

■ Zwei Bremer sammeln wilde Sexphantasien für ein „seriöses Buch“

Beim Zahnarzt: Er öffnete meine Bluse und saugte ausgiebig an meinen Brustwarzen, die sich ihm freudig entgegenstreckten. Ich lag schon halb auf dem Schreibtisch der Anmeldung, als er mir den Slip herunterzog und meine Schenkel mit Küssen bedeckte. Dann leckte und küßte er meinen Kitzler. Ich befürchtete, gleich in Ohnmacht zu fallen. (...) Ich habe mir jetzt einen anderen Zahnarzt gesucht, einen älteren mit dickem Bauch, denn ich wollte meine Ehe nicht gefährden.

Sowas kommt per Post, wenn man eine Annonce ins MIX setzt, die folgenden Inhalt hat: „Lust auf Liebe. Bitte schreiben Sie uns Ihr erotischstes Erlebnis, Ihre wildesten Fantasien, Ihr schönstes Abenteuer. Gerne mit Alter, Geschlecht, Beruf. Aus Ihren Erzählungen entsteht ein spannendes, seriöses Buch.“ Und man glaubt es kaum, aufgegeben wurde die Anzeige von einer Diplompädagogin namens Andrea Baldauf und dem Diplompsychologen Stefan Biele. Letzterer hat bei Pro Familia gearbeitet und dabei festgestellt: Es gibt ein Bedürfnis nach Anregung, Aufklärung und Vergleich. Also raus aus der Schmuddelecke mit dem Thema „Sex“. Andrea Baldauf: „Wir wollen das Thema gesprächsfähig machen.“ Motto: meine Automarke, meine Lebensziele, meine Sexphantasien – reden wir drüber!

Die beiden Aufklärer wollen ab Mai heftig inserieren und Flugblätter aufhängen und denken dabei an Nancy Friday, die hierzulande fast 400.000 Sexphantasiebücher losschlagen konnte. Und „Wahre Liebe“. Und „Liebe Sünde“. Der Markt sei da! Aber das Handbuch der deutschen Sexphantasien fehlt bis heute. Angeblich interessiert sich Rowohlt für das Projekt.

Welche Geschichten erwarten die Jungherausgeber? „Nicht nur Kuschelsex“, heißt es in einem Exposé für den Verlag. Der Zahnarzt ist Unterkante. Es dürfe ruhig ein bißchen härter zugehen, sogar gewalttätig, „wenn Einverständnis herrscht“. Andrea Baldauf erwartet Berichte von Fetisch-Parties und SM-Orgien, von „Jugendlichen, Frauen, Männern, Heteros, Schwulen, Lesben, Menschen von 14-65 (?)“. Grenze: Sex mit Kindern, Sex ohne Einverständnis, Sex mit Tieren, wenn die dabei gequält werden. Vorsichtshalber möchten sich die Herausgeber mit „Lesben und Schwulen“ zusammensetzen, wegen der richtigen Linie. „Um nicht ganz hart anzuecken“, sagt Andrea Baldauf. Keineswegs möchte sie irgendwan als Pornographin und Frauenfeindin dastehen. Ihr Projekt ist nämlich in Wahrheit für einen guten Zweck: Ein Drittel der erhofften Einnahmen gehen auf das Konto von Pro Familia.

Noch ein Appetizer gefällig? Er taucht seine Fingerspitzen in ein Honigglas, zäh tropft der Honig auf ihre Brustwarzen, seine Zunge streichelt ihre Brust, er leckt die süße, zähe Masse (...) den Weg von der Brust zum Bauchnabel versüßt er sich mit Beeren (...) mit einem Eiswürfel fährt er an ihren Oberschenkeln entlang (...) sie nimmt eine Banane, schält sie und steckt sie zwischen ihre Oberschenkel. Er beugt sich über sie, lutscht und beißt Stück für Stück von der Banane, erreicht ihre Möse. Aus einer Schale läßt er den Rest geschmolzenen Schokoladeneises über ihre Schamlippen rinnen. (...) Sie zuckt, ein Wasserfall schießt durch ihren Körper usw. usf.

Burkhard Straßmann

PS 1: Hätten Sie's gedacht? Beide Texte entstammen der Feder einer Frau.

PS 2: Ihre Texte schicken Sie bitte an das Postfach 103501, 28035 Bremen.

PS 3: Nur mal ein Tip: Sex mit Bäumen!