Kinderproteste gegen Hundekot

■ Erste "Fäkal-Demo" vor Pankower Rathaus: "Hundekacke ist scheiße"

Pro Haufen ein Fähnchen: Der „Tretminenparcours“ vom Kindergarten in der Pradelstraße zum Pankower Rathaus war gestern bei der ersten „Fäkal-Demo“ durch über 100 Fähnchen mit der Aufschrift „Hundekacke ist scheiße“ markiert. Für den kurzen Weg eine ganze Menge. Kein Wunder allerdings, denn die Stadtreinigung kratzt täglich 40 Tonnen Hundekot von Berlins Straßen.

Kinder, Erzieherinnen und Eltern vom Kindergarten der Luthergemeinde in Pankow verkündeten auf bunten, selbstgemalten Plaketen, daß es ihnen „stinkt“. „Wir sagen dem Bürgermeister Bescheid – wegen der Hundekacke“, erklärte die vierjährige Pauline. „Meine Tochter ist zwei, die weiß schon genau, was Hundekacke ist, Kinder in der Großstadt wachsen damit auf“, empört sich eine Mutter. Eine Erzieherin, die reichlich genervt ist, weil sie nach jedem Spaziergang mit den Kindern mindestens einem von ihnen die stinkende Hinterlassenschaft der Vierbeiner aus dem Profil der Schuhsohle kratzen muß, betont: „Wir haben nichts gegen die Hunde.“ Aber die Besitzer seien verantwortungslos. Die guckten tatenlos zu, wie ihr Tier seinen Haufen direkt auf den Treppenstufen zum Kindergarten ließe.

Diese Nachlässigkeit sollte die Polizei eigentlich mit einem Bußgeld von 200 Mark ahnden. Im vergangenen Jahr kam es aber nur zu schlappen 26 Anzeigen. „Die Stadt soll mal endlich die 180 Mark Hundesteuer für die Kotentsorgung einsetzen“, schimpft der Stadtrat für Jugend und Bildung. „Wir müssen außerdem die öffentliche Meinung beeinflussen. Die Passanten sollen nicht weggucken, sondern die Hundebesitzer aufmerksam machen“, schlug er vor.

Dabei könnte alles so einfach sein, wenn sich bloß alle so vorbildlich verhielten wie Hundehalter Heinz Hillenhagen, der zufällig am Pankower Rathaus vorbeikommt. Am Hals seines seidig-braun gelockten Dackels baumelte eine schwarze Plastikmülltüte für den Abfall seines besten Freundes. Öffentliche Mülleimer gebe es in Berlin genug. Darauf legt die Vertreterin der BSR, Sabine Thümler, Wert: 26.000 Mülleimer würden berlinweit betreut. Bliebe noch die Alternative Hundeklo. Aber da ist ein Pilotprojekt in Hellersdorf und Lichtenberg schon jämmerlich gescheitert: Die Hunde dort ließen sich nicht auf den Pott setzen. Stephanie v. Oppen