Sanssouci
: Nachschlag

■ Flug über die Venus mit Veteranen im Planetarium am Insulaner

Zwei Teenieklassen rutschen unruhig auf ihren Sesseln hin und her, dazwischen sitzen drei Rentner und ein paar ältere Ehepaare. Die Veteranen erzählen sich Geschichten von früher, die Schulklassen drängeln, quatschen oder essen Eis und die Gummibärchen gleichzeitig, die sie am Eingang erstanden haben. Keine kunstsinnig-kritischen Nörgler um einen herum, alle sind hier, weil sie Spaß und Entspannung haben wollen, und gleichzeitig wird auf angenehme Art und Weise Bildung vermittelt.

Wie jeden Dienstag und Donnerstag weiht das Planetarium am Insulaner alle astrologischen Laien in die Mysterien des Weltraums ein. Auch Anhängern des „Star Trek“-Kults wird hier eine Alternative zur Video-Revival-Session geboten: In der Eingangshalle gibt es Spock-Hologramme zu kaufen. Zurückgelehnt in einem Sessel, dessen Lehne wie beim Zahnarzt um fast 90 Grad nach hinten kippt, blickt man in die Rundung der Kuppel. Langsam verdunkelt sich der Raum, ein Raunen geht durch die Reihen, und ein klarer Sternenhimmel leuchtet auf. Zunächst werden die wichtigsten Sternenformationen aus irdischer Sicht erklärt. Danach fliegt der Besucher mittels Computersimulation über die Venusoberfläche, vorbei an lavaspeienden Vulkanen und über bizarre Gebirgsketten hinweg. „Cool“ findet das einer der Teeniejungs, der zuvor noch versuchte, supercool zu wirken.

Anschließend wird man noch auf alle anderen wichtigen Planeten unseres Sonnensystems gebeamt. Was sind die dunklen Flecken auf dem Mond, woraus besteht der Ring des Saturn, wie lang ist der Schweif eines Kometen? – Wer nicht fragt, bleibt dumm. Bewegung kommt in die Vorführung, als die Stellung der Planeten einfach zehn Jahre nach vorne gedreht wird. Der Mond wetzt über den Sternenhimmel und ist Ursache allgemeiner Erheiterung, während sich der Saturn nur gemächlich bewegt. Im Jahr 2006 hat der Referent dann endlich Mitleid und macht dem rasenden Zeitschwund ein Ende. Danach geht es wieder gemächlich weiter. Man findet zurück in den entspannenden Rhythmus aufeinanderfolgender Dias mit Abbildungen von Galaxien und Kugelsternhaufen und ist entsetzt, als es dann wieder hell wird, sich der Nachthimmel langsam rosa aufhellt und zum Orange des Sonnenaufgangs übergeht. Julie Annette Schrader

„Venus – Planet des Himmels und der Hölle“. Di. und Do., 20 Uhr, Planetarium am Insulaner, Munsterdamm 90, Schöneberg