Natürlicher Rindersex schützt vor BSE

■ Ökofleischereien sind seit dem „Wahnsinns“-Skandal gefragt

Die Debatte um Rinderwahnsinn grassiert schon seit Wochen auch durch Deutschland. Alle, die Fleisch verkaufen, weiterverarbeiten und Rinder züchten, klagen seither über Umsatzeinbußen und eine düstere Zukunft.

Alle? Nein: Robert Niebach zum Beispiel, Inhaber der alternativen Fleischerei, macht sich trotz BSE keine Sorgen um sein Geschäft: „Nachdem der Skandal um die Seuche publik wurde, hatten wir eine Umsatzsteigerung von etwa 10 bis 20 Prozent.“ Seine Kunden, so Niebach, hätten schon vor dem großen Aufschrei auf ökologische Ernährung geachtet – auch beim Fleisch. Andere wiederum kommen nun aus Angst vor BSE in seinen Laden, würden in ein paar Wochen aber bestimmt wieder billigere Ware kaufen. Dann nämlich sei die große Panik wieder vergessen.

Die Waren in der alternativen Fleischerei sind, wie bei anderen Ökometzgern auch, ein paar Mark teurer. Dafür wird den Kunden natürliches Fleisch garantiert: Die Rinder kommen von der Weide, werden mit schadstoffreier Nahrung gefüttert und dürfen sogar dem „Natursprung“ frönen. Das heißt, sie pflanzen sich ganz normal fort. Kälber kommen also aus dem eigenen Bestand und werden nicht bei irgendwelchen Großzüchtern gekauft. Im Gegensatz zur Massenhaltung bleibt die Herkunft der Tiere nachvollziehbar. Lieferant Niebachs ist der ökologische Anbauverband bioland in der Uckermark.

Niebach, der schon seit 15 Jahren sein ökologisches Fleisch verkauft, weiß, daß Debatten wie die um den Rinderwahnsinn schnell verpuffen. Andererseits werde mit jedem Skandal deutlicher: „Wir müssen auf die Qualität unserer Nahrung viel stärker achten.“ Dies werde irgendwann auch der Masse der Verbraucher klar. Anerkennung hat der Fleischer von Fachleuten erhalten: In der Dezemberausgabe der Zeitschrift Feinschmecker wurde er zu den 500 besten Fleischern Deutschlands gezählt. „Auch von Verbraucherverbänden werde ich weiterempfohlen“, so Niebach.

Die Zeitschrift Öko-Test hat nun eine Fleischliste herausgegeben. Sie ist nach Postleitzahlen geordnet und führt Adressen auf, bei denen Biofleisch und Fleisch aus artgerechter Tierhaltung erhältlich ist. Die anerkannten ökologischen Anbauverbände garantieren, daß die Ware weder Hormone, noch Arzneimittelrückstände enthält und BSE-frei ist. Lars Klaaßen

Die Fleischliste der Zeitschrift Öko- Test für den Berliner Raum: Fax 0109-252023