VWs trotz Embargo nach Jugoslawien

■ Staatsanwaltschaft ließ die Konzern- zentrale von Volkswagen durchsuchen

Hannover (taz) – Ein Bericht der EU-Embargokomission „Samcom“ hat die Volkswagen AG in den Verdacht gebracht, gegen das von den Vereinten Nationen gegen Restjugoslawien verhängte Embargo verstoßen zu haben. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig bestätigte gestern, daß VW verdächtigt werde, in den Jahren 1992 bis 1995 illegal Pkws nach Restjugoslawien geliefert zu haben. Dieser Anfangsverdacht gegen VW, der am Donnerstag zu einer Durchsuchungsaktion in der Wolfsburger Konzernzentrale geführt hat, gehe auf Erkenntnisse der zur Überwachung des UN- Embargos gegründete EU-Beobachterkommission „Samcom“ zurück, erklärte der Braunschweiger Oberstaatsanwalt Brettschneider gestern der taz.

Der Kommission, die an den Grenzen Restjugoslawiens die Einhaltung des Embargos überwacht habe, seien zwischen 1992 und 1995 wiederholt Lieferungen von fabrikneuen Pkws des Typs Polo aufgefallen. Die Zahl der gelieferten Pkws sei bisher noch nicht ermittelt. Wer von 10.000 rechtwidrig gelieferten Pkws spreche, greife nach den bisherigen Erkenntnissen sicher zu hoch. Nach dem Außenwirtschaftsgesetz sind Verstöße gegen das UN-Embargo gegen Restjugoslawien mit hohen Haftstrafen bedroht. Es sei allerdings, so die Staatsanwaltschaft, noch völlig unklar, ob möglicherweise Autohändler ohne Wissen von VW gegen das Embargo verstoßen haben. Bei der Durchsuchung in der Wolfsburger Zentrale wurden vor allem Vertriebsunterlagen beschlagnahmt.

VW wies gestern alle Vorwürfe zurück. Nach der Verhängung des Embargos habe man innerhalb des Konzerns und gegenüber Geschäftspartnern darauf hingewiesen, daß Lieferungen nach Restjugoslawien verboten seien. Die Einhaltung dieses Verbotes habe man stichprobenartig überprüft, ohne irgendwelche Verstöße festzustellen. Jürgen Voges