: Griefahn läßt den Castor los
Transport nach Gorleben genehmigt, obwohl eine neue Greenpeace-Studie den französischen Transportbehälter für unsicher hält ■ Aus Hannover Jürgen Voges
Selbst eine neue Studie, die dem Transport von WAA-Müll nach Gorleben „enorme Katastrophengefahren“ attestiert, half nicht mehr: Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn hat gestern der ersten Einlagerung von Atommüll aus Frankreich im Zwischenlager Gorleben zugestimmt und damit die letzte Genehmigungshürde aus dem Weg geräumt. „Das Umweltministerium hat lediglich zu prüfen, ob die Beladung des Castor-Behälters ordnungsgemäß erfolgt und das Zwischenlager annahmebereit ist“, wies Griefahn gestern alle Verantwortung für den zweiten Transport von sich. Da beim Beladen die Bestimmungen eingehalten worden seien, müsse sie die Zustimmung erteilen.
Gerade das hatte Greenpeace mit einer am letzten Donnerstag veröffentlichten Studie noch verhindern wollen. Sie setzt sich mit den „erheblichen Schwachstellen“ des französischen Transportbehälters TS28V auseinander, in dem am 7./8. Mai die ersten 28 Glaskokillen mit hochradioaktiven WAA-Abfällen nach Gorleben gebracht werden sollen. Der Behälter ist, so die Studie, nicht aus einem Stück gefertigt, sondern hat eine aufgeschweißte Bodenplatte, beim Transport trennt statt der üblichen zwei Deckel nur einer das Innere von der Außenwelt. Im Umkreis von fünfzehn Kilometern, so hat der Physiker Wolfgang Neumann von der intac GmbH errechnet, kann bei einem Transportunfall mit dem TS28V der Störfallgrenzwert der Strahlenschutzverordenung überschritten werden. Dazu muß nach der Studie lediglich ein Prozent des in den Glaskokillen gebunden Cäsiums ausgasen und über ein Leck in der Dichtung des Behälters entweichen. Möglich sei dies, falls es zu einem Brand kommt und die ohnehin etwa 400 Grad heißen Glaskokillen weiter aufgeheizt würden. Dafür, daß die Stahlbehälter dicht sind, übernimmt selbst die WAA- Betreiberin Cogema keine Garantie. Die Dichtungen des Transportbehälters TS28V wiederum können nach Aufassung von Greenpeace durch die Deckelkonstruktion bei einem Unfall leicht in Mitleidenschaft gezogen werden.
Gegen den Castor-Transport machen AKW-Gegner morgen erneut mobil: Um zwölf Uhr beginnt an den Bahnhöfen von Uelzen, Lüneburg und Dahlenburg die „Aktion B – drunter und drüber“, bei der die Eisenbahnbrücken der möglichen Castor-Transportstrecken im Landkreis in Augenschein genommen werden. Diese Brücken sind teilweise in einem sehr maroden Zustand.
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