Möllemann will es wieder mal wissen

■ Das Stehaufmännchen bewirbt sich abermals um den FDP-Vorsitz in NRW

Düsseldorf (taz) –Der nordrhein-westfälischen FDP steht ein neuer Machtkampf um den Parteivorsitz ins Haus. Gestern warf Jürgen Möllemann seinen Hut in den Ring. Bei dem bevorstehenden Landesparteitag Ende April in Hagen will er den amtierenden Parteichef Joachim Schultz-Tornau beerben. Doch ihm, der auf dem Wahlparteitag vor der letzten Landtagswahl Möllemann noch mit einer glänzenden Rede vom Thron zu stoßen wußte, werden diesmal keinerlei Chancen eingeräumt, den parteiintern als „Intriganten“ gefürchteten Möllemann zu stoppen. Die FDP traut Schultz- Tornau, nichts mehr zu, seit er nach seinem Scheitern bei der Landtagswahl vor allem mit seiner unglücklichen Suche nach einem angemessenen Versorgungsjob für Schlagzeilen gesorgt hatte.

Ganz ohne Risiko ist die Kandidatur für Möllemann nicht. Noch werden Parteivize Hagen Tschoeltsch größere Chancen eingeräumt, den Parteivorsitz zu übernehmen. Die in der FDP grassierenden Ängste und Vorbehalte suchte Möllemann gestern so zu zerstreuen: Mit der Alleindarstellung soll es vorbei sein, „es war vielleicht ein bißchen sehr viel Ich“. Wenn er gewinne, wolle er Tschoeltsch als Vize vorschlagen und mit ihm eng zusammenarbeiten. Für den Fall einer Niederlage sei er bereit, in dessen Team mitzumachen und sich „einzuordnen“.

Wohin politisch die Reise in NRW gehen soll, machte Möllemann unmißverständlich klar. Er will eine „liberal mitgeprägte“ Reformkoalition und „meine Präferenz gilt der Ablösung einer rot- grünen durch eine sozial-liberale Koalition“.

An Ministerpräsident Rau richtete Möllemann den Appell, das „grausame Spiel“ mit den Grünen zu beenden und dem „Land durch Neuwahlen eine neue Chance zu geben“. Die FDP wieder in den Landtag zu katapultieren traut er sich nach den jüngsten Landtagswahlen auch in NRW zu. Eine Konstellation, der auch manche Sozialdemokraten einiges abgewinnen können. Mit einer wiedererstarkten FDP, so der süße Traum dieser Sozis, könnte man endlich die Grünen Mores lehren. Walter Jakobs