Fast zu spät für die Medaille

■ Mit dem ältesten Hamburger Teilnehmer am 11. Hanse-Marathon, dem 80jährigen Helmut Gnosa, sprach im Vorfeld Marcus Scherf

Die Elite der Szene war nicht angetreten, gestern beim elften Hanse-Marathon in Hamburg. Einzige Ausnahme war der Rollstuhlfahrer Heinz Frei, der kürzlich den Boston-Marathon gewonnen hat. Trotz der sommerlichen Hitze wurden respektable Zeiten erzielt.

Als vermutlich letzter Läufer – die Ordner hatten alles schon abgebaut – erreichte Helmut Gnosa nach 6:34:11 Stunden erschöpft die Ziellinie. Das war für ihn dennoch ein großer Erfolg, denn der Läufer zählt stolze 80 Lenze und wohnt in einem Seniorenheim. Gnosa war der älteste Hamburger Teilnehmer. Geehrt wurde er für diesen Triumph über sein Alter jedoch nicht: „Nach sechs Stunden ist Schluß,“ erklärte ein Mitglied des Organisationskomitees dem verdutzten Mann. Sogar seine Sporttasche hatten die Helfer schon eingesammelt. Gnosa gab aber nicht auf und konnte schließlich nach zähen Verhandlungen doch noch die gewünschte Medaille in Empfang nehmen.

Schon vor dem Lauf sprach die taz mit Helmut Gnosa.

taz : Herr Gnosa, Sie laufen jetzt schon über 30 Jahre, wie sind Sie denn zum Marathon gekommen?

Gnosa: Zum ersten Mal dabei war ich bei einem Volkslauf in Poppenbüttel. Anschließend sind die Strecken immer länger geworden, bis hin zum Marathon. Seitdem bin ich schon an vielen Orten gelaufen, wie zum Beispiel in den Niederlanden, in der Schweiz und sogar in Athen.

Wieviele Rennen sind Sie bisher gelaufen?

Morgen werde ich meinen 9. Hanse-Marathon in Angriff nehmen, insgesamt sind es schon weit über 40.

Für die meisten Menschen in Ihrem Alter ist solch eine Leistung kaum vorstellbar, wie schaffen Sie es, sich fit zu halten?

Viel trainieren und gesund leben, sage ich da nur. Ich laufe jede Woche so 20 bis 30 Kilometer, dann gewöhnt sich der Körper auch daran.

Steckt da nicht noch ein bißchen mehr hinter?

Naja, viele junge Menschen fragen mich, wie ich das denn noch schaffen würde. Ich rauche und trinke halt nicht, und man darf sich natürlich auch nicht die Nächte um die Ohren schlagen.

Was bedeutet Ihnen der Hanse-Marathon, welche Erfahrungen haben Sie in Hamburg gesammelt?

Normalerweise finde ich Stadtläufe ja nicht so schön, weil mir der Asphalt sehr zu schaffen macht, aber dafür ist das Publikum sehr engagiert und unterstützt uns Läufer. Bei meinem letzten Hanse-Marathon bekam ich zum Beispiel keine Bananen mehr. Glücklicherweise haben mir die Zuschauer geholfen.

Sind Sie noch ehrgeizig? Setzen Sie sich ein Ziel für den Marathon?

Ach, mir geht es nur darum, dabeizusein und anzukommen. Ich will keine Rekorde brechen. Die Medaille für die erfolgreiche Teilnahme möchte ich aber haben. Ich hebe nämlich alle meine Pokale, Medaillen und Urkunden auf. Meine Freunde sind deshalb auch mittlerweile der Meinung, daß ich in einem Sportmuseum wohne.

Wollen Sie noch an weiteren Marathonläufen teilnehmen?

Ja wissen Sie, das muß man immer erstmal abwarten. Soweit es meine Gesundheit aber zuläßt, werde ich auf jeden Fall weitermachen.