■ Soundcheck: Gehört: Dubstar / Suns of Arqua
Gehört: Dubstar/Suns Of Arqua
Am Ende drehte sich der Dubstar-Schriftzug wild kreiselnd um sich selbst, und Sarah (Foto), Sängerin des Quartetts aus Gateshead, coverte ein Janis Joplin-Stück mit glasklarer Stimme. Doch was zuvor zu hören war, hatte wenig mit singenden Hippies zu tun. Elektronisch generierte Beats, unter der Ägide von Pet-Shop-Boys-Produzent Steven Hague hergestellt, wurden abgerufen und von Bass und Schlagzeug ergänzt. Im Zentrum stand aber die Sängerin Sarah im 60ies-Lederhemd, deren etwas steifer Hausfrauencharme manchen an Linda de Mol erinnerte. Wohl eine Engländerin aus der Upper-Class, trug sie die brüchigen Pop-Songs vor den wenigen Gästen im Logo mit unbewegter Miene und reservierten Ansagen vor. Doch diese Unbeholfenheit konnte ihrem Debut Disgraceful, das Pop als Chance für Inszenierungen versteht und mit Coverästhetik und Text-Musik-Gegensätzen ein Spiel mit den Konsumenten treibt, keinen Abbruch tun. Eine Band von der man – nicht nur wegen ihres Produzenten – noch einiges hören wird.
Ein gänzlich anderes Bild gab es im MarX. Das englische Septett Suns Of Arqua bedient sich im Ethno-Kramladen der Kulturen. Auf Shabda gelang es der wildgewordenen musikalischen Landkommune stellenweise, die Errungenschaften der Hippie-Generation in die 90er Jahre zu überführen, ohne diese zu verraten. Live geriet das allerdings allzu beliebig. Über einen gleichmachenden Beat kamen allerlei Mitbringsel ihrer Fernreisen zum Zug. Eine Schalmei, Tablas, Congas, ein Didgeridoo, eine Mundorgel und eine Sitar wurden aus den Basaren fremder Länder entführt und lösten Assoziationen aus, die manchen im spärlich gefüllten MarX dann wenigstens zu einer preiswerten Fernreise verhalfen. Auf der überfüllten Bühne betrieben die sieben Musiker derweil einen Mummenschanz, der bisweilen an Lächerlichkeit grenzte: Gewänder aus dem Mittelalter, indische Saris und marokkanische Reiterhosen wurden sinnlos synkretistisch zusammenmontiert, daß einem die Augen bluteten. Dazu gab es Ausdruckstanz, indianische Gesänge und Selbsterfahrungsvokabular, bis sich die Birkenstock-Sandalen bogen. Dabei ist ihr dubhaltiger Sound viel eher dem kollektiven Beat und der Wiederholung geschuldet als einer zum Klischee geronnenen Selbsterfahrungsszenerie.
Volker Marquardt/Foto: jms
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