Viel Geld und wenig Nutzen

■ Kleinbetriebe kämpfen gegen die Macht der Handelskammern

Kleine und mittelständische Unternehmen haben es seit jeher schwer, sich gegen die großen durchzusetzen. Jetzt fühlen sie sich auch noch von den Handelskammern unter Druck gesetzt. „Man soll keinen zusätzlichen Bedarf schaffen, nur weil man mehr Beiträge kassiert“, faßt Bernd Appel, Hamburger Landesvorsitzender des Bundes der Selbständigen (BDS), die ablehnende Haltung seines Vereins gegen die Handelskammer zusammen.

Seit 1994 kassiert die Handelskammer Hamburg die Pflichtbeiträge der Unternehmen nicht mehr nach Selbsteinschätzung, sondern nach dem Gewerbesteuersatz der Firmen. Für einige Kleinunternehmen bedeutet das eine Beitragserhöhung von 1000 Prozent. Personengesellschaften, die früher den Mindestbeitrag von 100 Mark im Jahr gezahlt haben, müssen jetzt einen Jahresbeitrag von bis zu 1000 Mark berappen. Und dabei „haben viele Kleinbetriebe kaum praktizierten Nutzen“ von der Arbeit der Handelskammer, kritisiert der BDS in einer Pressemitteilung.

Die Handelskammer versuche dieses Defizit auszugleichen, indem sie ihre Aktivitäten ausweite, konstatiert der BDS. Die Interessensvertretung der Klein- und Mittelbetriebe möchte aber statt einer potenteren Handelskammer lieber niedrigere Beiträge. Und das nicht zuletzt, weil die kleinen Firmen im Parlament der Handelskammer kaum vertreten sind und entsprechend ihre Positionen von der Kammer nicht vertreten sehen.

Das liegt vor allem daran, daß vor einer Kandidatur für dieses Parlament erhebliche Hürden zu überwinden sind. „Da reinzukommen ist so schwierig, wie aus der Dachrinne zu trinken“, beklagt Bernd Appel. Jeder Kandidat braucht 50 Firmen, die für ihn bürgen. Kleine Branchen sind aber in Hamburg häufig nicht so oft vertreten, und branchenfremde Bürgen zu finden erweist sich als schwierig, weil nur wenige Firmeninhaber über ihre Branche hinaus bekannt sind.

Während der BDS noch für eine demokratischere Satzung kämpft, haben sich rund 30 Hamburger kleine und mittelständische Unternehmen bereits zur Interessengemeinschaft der Handelskammer-Verweigerer zusammengeschlossen. Sie bestreiten das Existenzrecht der Kammer und wollen vor allem gegen die Zwangsmitgliedschaft angehen. Iris Schneider