Fischmenü trotz Elb-Altlasten?

■ Diagnose soll kranker Elbe zu gezielter Therapie verhelfen

Wird's wieder nix mit Elb-Stint? Schon 1994 hatte Hamburgs Umweltsenator Fritz Vahrenholt nicht nur die Elbe gesundgeredet, sondern auch Hamburgs JournalistInnen-Schar angedroht, sie demnächst mit Stint aus der Elbbrühe zu verköstigen. Erst nachdem die taz prophezeit hatte, die Fisch-Feier könnte zum „dinner for one“ verkommen, stieg der Senator auf Mai-Scholle um. Um bald darauf mit dem 96er Jahrgangs-Stint zu drohen.

Doch auch der darf womöglich weiter planschen: Trotz der Stillegung vieler Industriebetriebe in den neuen Bundesländern ist die Elbe noch heute hoch mit Schadstoffen belastet, lautete gestern die wenig appetitanregende Botschaft einer Pressekonferenz des GKSS-Forschungszentrums in Geesthacht.

Die Hauptquellen für derartige Einleitungen liegen zur Zeit in Tschechien. Belastet wird die Elbe aber nicht nur durch aktuelle Einleiter: Auch auf dem Grund des Flusses und in den Auen lagern noch hohe Konzentrationen bereits früher eingebrachter Schadstoffe.

Zusammen mit der Wassergütestelle der AGL-Werft in Hamburg und drei tschechischen Partnern hat das Institut für physikalische und chemische Analytik am Montag eine einwöchige Probenentnahme gestartet, um einen umfassenden Schnell-Überblick über die Schwermetall-Belastung des Flusses zu erhalten. Dabei würden der gesamten Elbe mehr als 100 Proben entnommen. Für die anschließende Analytik stehe im GKSS-Forschungszentrum ein umfangreiches Instrumentarium bereit.

Die Ergebnisse der Messungen sollen effektive Sanierungsmaßnahmen anstoßen. So konnten mit älteren Untersuchungen zwei Einleiter von hochgiftigem Quecksilber ermittelt werden. Ein Betrieb werde nun mit Unterstützung von Vahrenholts Umweltbehörde saniert. Damit's mit dem Frisch-Fisch doch noch was wird, bevor die nächste Schadstoffwelle kommt: Schwermetallbelastete und auch radioaktive Abwässer aus den ehemaligen sächsischen Bergwerken (taz berichtete), die in vier bis sechs Jahren Hamburg zu erreichen drohen. Marco Carini