■ Vorlauf
: Spießerschmäh

Comedy-Reihe „Herbert + Schnipsi“, 22.05 Uhr, ARD

In der bayerischen Kleinstadt Simbach am Inn macht das Lästern schon lange keinen Spaß mehr. Was will man auch noch Gehässiges über die MitbürgerInnen sagen, wenn aus der Nachbarstadt Braunau am gegenüberliegenden Ufer Adolf Hitler kam!

Trotzdem versteckt sich das Komikerpärchen Hanns Mailhamer und Claudia Schlenger ausgerechnet hinter den Trockenhauben dieser Stadt, um seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen, nämlich „dem Volk aufs Maul zu schauen“. Was dabei herauskommt, wenn nicht nur draufgeschaut, sondern alles drehbuchgerecht mitgeschrieben wird, kann man sich jetzt sechs Wochen lang ansehen.

„Herbert + Schnipsi“ heißt die sechsteilige Comedyserie, mit der die ARD ihr reiches Sortiment an dialektischem Kammerspiel erweitert. In den letzten Wochen durfte sich ja schon der Saarländer Gerd Dudenhöffer als enthirnter Kopf der „Familie Heinz Becker“ durchs Abendprogramm babbeln, und die „Fußbroichs“ haben als TV-Realos aus dem Ruhrpott im Dritten Programm Karriere gemacht. Nun also servieren uns „Herbert + Schnipsi“ Haberkorn Spießerschmäh nach Bayernart.

Zwar hat das Rezept Alltag- goes-Fernsehen ja seit Ekel Alfred und Tegtmeier Tradition, doch so pointiert wird's wohl nie wieder. Denn damit „Herbert + Schnipsi“ so richtig alltäglich wahnsinnig rüberkommt, ist dem Totlach-Duo vom „Kanal fatal“ kein Kleine- Leute-Klischee zu ausgeleiert. So wohnen die Haberkorns in einem Reihenhaus am Rande von Bad Tölz, mit bunten Wäscheleinen, Blumenbeet und einem Gartenzwerg.

So ist es wohl in Simbach am Inn, und wenn der bajuwarische Alltag als Ideenbörse versagt, werden einfach Karnevalsschlager verfilmt. Zum Beispiel der vom Pferd auf dem Flur. Das sieht dann so aus, daß Herbert Haberkorn auf der Geburtstagsfeier seines Chefs ein Rennpferd gewinnt, auf das er allergisch reagiert. Heute aber erbt er erstmal 150.000 Mark von einer Tante, mit denen er ein Haus anzahlt, das er sich eigentlich gar nicht leisten kann. Na, wenn das nicht zum Schreien ist.Oliver Gehrs