Tote Hosen faltenlos

“Hosen, Hosen“, skandierten am Montagabend etwa 6.000 Menschen in der Stadthalle von Bremerhaven. Ungeduldig warteten Teenies, geklonte Campinos und Rockopas auf Deutschlands Nummer eins in Sachen Punkrock. Wie zum Trotz wollten die Toten Hosen ihre „Ewig-währt-am-längsten“ Tour, die sie durch 30 Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz führen wird, just im eher trostlosen Bremerhaven starten. Mit „Opium fürs Volk“, dem im Januar erschienen neuen Album, hatten sie das Publikum ordentlich angefüttert. Dieses wartete nun begierig darauf, den „Seufzer der bedrängten Kreatur“ live zu erleben.

Und tatsächlich geriet das Konzert zu einem grandiosen Befreiungsschlag. Getreu dem Motto „Wir spielen so wie wir Auto fahren: nicht besonders gut, aber immer so schnell wie möglich“ legten die Toten Hosen ein irrwitziges Tempo und Powerplay vor. Sie droschen durch neue Stücke und alte Hits, 14 Jahre Hosen-Punk wurden auf drei Stunden Höllenlärm verdichtet. Das Opium forderte seinen Tribut, die Sanitäter transportierten zuhauf Ohnmächtige und Pogo-Opfer.

So soll es sein, so wünschen sich die Fans die Truppe um Campino. „Kein schlechter Start“, meinte der zufrieden am Ende des Konzertes. Dieses Gefühl braucht er, denn anders als früher, als die Toten Hosen ihre Musik einfach aus purem Spaß in die Welt rotzten, spricht Campino heute von Verantwortung, „sich selbst und der Sache gegenüber, die man durchzieht“. Das sei derselbe Unterschied wie zwischen einem Profifußballer und einem, der einmal die Woche am Rhein kicken geht. „Und du verlangst ja auch was von den Leuten. Die müssen plötzlich Eintritt zahlen, und du versprichst denen was. Das mußt du dann auch einhalten, oder damit klarkommen, wenn du es nicht machst.“

Die Toten Hosen haben gehalten, was sie versprachen. Das Bremerhavener Publikum schwitzte nach dem zugabensatten Konzert im Vollrausch. Am 24.5. gastieren sie zunächst mal in der Bremer Stadthalle.

dah/ Foto: Jörg Sarbach