Kopflose Bücherhallen

■ HÖB-Direktorin Birgit Dankert kündigt / Gebührenerhöhungen beschlossen

Die größte Neuigkeit der gestrigen Sitzung des Verwaltungsrats der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen (HÖB) war nun doch nicht die sogenannten „Tandem-Schließung“ sondern die Kündigung von Bücherhallen-Direktorin Birgit Dankert. Seit Monaten schwelt die Auseinandersetzung um die geeigneten Maßnahmen zur Konsolidierung der Finanzsituation der HÖB. Das Sanierungsmodell der Direktorin, das die Schließung von acht Bücherhallen vorsah, hatte für breiten Protest aus dem eigenen Haus, der Öffentlichkeit und der SPD gesorgt. Am 27. Februar legte der Verwaltungsrat diesen Plan deswegen auf Eis.

„Der Handlungsspielraum für die Leitung des Unternehmens und die Bewältigung der strukturellen wie finanziellen Krise der Stiftung HÖB erscheint mir zu gering, um die satzungsgemäßen Aufgaben verantwortungsvoll, fachgerecht und wirkungsvoll wahrzunehmen“, hieß es in der Presseerklärung zur Kündigung. Sie könne mit diesem Handlungsspielraum nicht die Verantwortung für 500 Mitarbeiter und ein momentanes Defizit von vier Millionen Mark tragen, meinte Birgit Dankert, die erst seit wenigen Monaten im Amt ist. Sie wird ab 31. Mai auf ihre Stelle als Professorin für Bibliothekswesen zurücckehren.

Das Tandem-Modell der Teilschließungen für 24 Bücherhallen (taz berichtete) wurden erst einmal vertagt. Vom Verwaltungsrat der HÖB beschlossen wurde gestern lediglich eine neue, ab erstem Juni gültige Gebührenordnung: Eine Millionen Mark Mehreinnahmen erhofft sich Verwaltungsratsvorsitzende Kultursenatorin Christina Weiss von dieser Maßnahme. „Die Sanierung der HÖB ist einer der härtesten Brocken, den es zu lösen gilt“, meinte die Senatorin.

Künftig soll die Grundgebühr für Erwachsene auf 60 Mark jährlich erhöht werden. Für Kinder soll die Benutzung der Bücherhallen auch künftig frei bleiben, nur 14- bis 18jährige werden eine Jahresgebühr von 20 Mark entrichten müssen.

Vorübergehend wird die bisherige stellvertretende Direktorin der HÖB, Frau Hella Schwemer die Leitung kommissarisch übernehmen. Thomas Plaichinger