Den Betrieb kaufen

■ Die Belegschaft will Neptun-TechnoProdukt übernehmen - für den symbolischen Wert von einer Mark

Nach wochenlanger Werksbesetzung hat die Belegschaft des Bremerhavener Maschinenbauers NeptunTechnoProdukt, eine Ex-Vulkan-Tochter, am Montag die Besetzung beendet. Zwar ist das „Konzept 42“ der Firmenleitung noch nicht vom Tisch, das die Entlassung von rund 60 Personen vorsieht. Doch legt der Betriebsrat mittlerweile ein eigenes Rettungskonzept vor.

taz: Was planen Sie?

Heiko Reuter, Betriebsratsvize: Wir verhandeln zweigleisig, einmal über das Konzept, das die Geschäftsleitung vor ca. zehn Wochen vorgelegt hat. Da ging es darum, von 102 Arbeitsplätzen 60 abzubauen; da verhandeln wir den dafür anstehenden Sozialplan, obwohl wir das nicht mehr als entscheidend betrachten. Denn mittlerweile haben wir ein eigenes Konzept erarbeitet.

Was sieht das vor?

Wir nennen dieses Konzept „TechnoProdukt 2000 Plus“, nach dem Motto: „Wir wollen das Jahr 2000 auf jeden Fall erreichen. Es sieht vor mit wesentlich mehr Mitarbeitern, diesen Standort zu halten. Wir glauben, wir können 84 Leute von 102 Leuten halten. Einige würden sowieso ausscheiden, also bleiben 15, die in interne struktuelle Kurzarbeit gehen, in Form einer Beschäftigungsgesellschaft. Das Arbeitsamt hat dem zugestimmt.

Die kleine Vulkan-Lösung bei Ihnen?

Jein. Ungefähr. Die Leute werden qualifiziert für Arbeiten, die auch in Zukunft bei „Technoprodukt“ ausgeführt werden müssen. Da gibt es viele Möglichkeiten.

Wer soll das alles zahlen?

Wir haben das sogenannte „42er Konzept“ unseres Gesellschafters, darin sollen 60 Leute entlassen werden. Diese Leute haben Kündigungsfristen, die abgekauft werden. Wenn wir diese Leute behalten, weil wir ein anderes Konzept haben, braucht der Gesellschafter die Kündigungsfristen nicht einzuhalten. Diese Zeitspannen macheneine ganze Menge Geld aus, die wir dann in die Finanzierung der Sozialversicherungsbeiträge einfließen lassen. Wir haben nämlich vor, nachdem uns der Gesellschafter das angeboten hat, die Firma TechnoProdukt für den symbolischen Preis von einer Mark zu kaufen. Das bedeutet, wir haben einen Antrag gestellt bzw. sind zum Notar gegangen, nachdem wir uns mit den Mitarbeitern auseinander gesetzt haben und das Geld gesammelt worden ist, um eine Beteiligungs-Gesellschaft zu gründen. 70.000 DM haben wir zusammen. Außerdem suchen wir natürlich Partner, die mit uns diesen Weg gehen werden. Mit der Hanseatischen Beteiligungsgesellschaft haben wir Verhandlungen aufgenommen.

Gibt es schon erste Ergebnisse?

Nein. Am letzten Freitag haben wir mit der Prüfungskommission das Konzept durchgesprochen. Wir denken, es sieht sehr positiv aus, daß wir für die erste Zeit Schützenhilfe bekommen.

Maschinenbau ist doch ein schwieriges Feld. Trotzdem wollen Sie es besser machen als die bisherige Geschäftsleitung – was hat die falsch gemacht?

Ich fang das mal anders an. Wir sind aus der Seebeck-Werft enstanden und 1987 selbständig geworden. Bis heute haben wir acht Geschäftsführer bekommen. Da können Sie sich vorstellen, daß die alle ihre eigenen Ideen mitbringen und natürlich die Ideen des Vorgängers wieder verwerfen. Daßwir da ziemliche Schwierigkeiten bekommen haben, das ist der eine Punkt. Der zweite Punkt ist, daß wir von unserer „Mutter“, dem Vulkan-Konzern, ich sag das mal so, „vergewaltigt“ wurden. Wir mußten Produkte anderer Firmen, die wir übernehmen mußten, aufnehmen, Geld investieren, um das auf Vordermann zu bringen – und dann hat man uns gezwungen, das wieder abzustoßen, weil da wieder Verträge mit anderen Firmen gemacht worden sind. Daßir das abstoßen mußten, wenn wir einen Höhepunkt erreicht hatten, ist nie gut für eine Firma, die sich gerade berappelt.

Was sollen die nächsten Schritte sein?

Der Vollzug in die neu gegründete GmbH. Weil wir bei NIR sind und NIR vor 4 Wochen aus dem Vulkan-Konzern gelöst wurde, führen wir unsere Verhandlung nur noch mit der NIR-Führung. Wenn die uns einfach schließen würden, dann wäre das auch eine nicht unbeträchtliche Summe. ede