Sanssouci
: Vorschlag

■ „Das Lächeln des Barrakuda“ im Renaissance-Theater

Seit 25 Jahren surft Esther Vilar erfolgreich auf den unruhigen Wogen des Zeitgeists. Zum Jubiläum hat ihr das Schicksal ein besonders nettes Geschenk gemacht: Hillugate. Ganz von selbst wurde Vilars schon leicht bemooste Boulevardkomödie „Das Lächeln des Barrakuda“ wieder topaktuell. Eine engagierte Politikergattin will in allen wichtigen Fragen mitreden, möglichst vom eigenen Büro im Regierungsgebäude aus. Ihr Mann ist zwar bei den Wählern beliebt, hat aber leider ein Faible für junge Blondinen. Die Skandale um die Vorbilder, die Clintons, sind kaum vergessen, als wie bestellt Schröders Seitensprung bekannt wird. Doch die Aktualität kann die Schwächen des Stücks nicht kaschieren; zu geschwätzig sind die Dialoge, zu vorhersehbar der Schluß.

Der amerikanische Senator Frank Marvin ist mit einem Starlet erwischt worden. Nach einer Blitzumfrage würde ihn das 40 Prozent der Wählerstimmen kosten – es sei denn, seine Frau würde ihm öffentlich verzeihen. In einem Hotelzimmer raufen sich die Eheleute wieder zusammen. Sie wütet, weint, klagt an und hat dann eine Idee: Wenn sie ihrem Mann aus der Patsche hilft, muß er sie an allen Regierungsentscheidungen beteiligen. In schier endlosen Monologen predigt Deborah den Fünf-Stunden-Tag, höhere Steuern für Reiche und Investitionen in Umweltschutz und Bildungswesen: „An den Abgrund habt ihr Männer diesen Planeten regiert! Frauen an die Macht!“ Kurioserweise verbindet Vilar mit dieser geballten Political Correctness ihre alte Behauptung aus „Der dressierte Mann“, Frauen genössen viel mehr Privilegien als Männer. Deborah besiegt ihren Mann durch erpresserische Hinterlist – „typisch weibliche Waffen“, meint Vilar. Doch die scheinbar provokanten Widersprüche sind wohl nur ein Trick, es allen recht zu machen.

Die Uraufführung des Wiener Theaters an der Josefstadt von 1994 ist jetzt im Renaissance-Theater zu Gast. Drei Stars machen das Beste aus dem Stück: Otto Schenk (Regie), Angelica Domröse und Hilmar Thate, die auch im wirklichen Leben verheiratet sind. Die wunderbare Domröse verwandelt sich in Sekundenschnelle von der sarkastischen Xanthippe in eine trauernde Schöne. Wütend tobt sie durch den Raum, dann wieder kauert sie sich zusammen wie ein waidwundes Tier. Ihr Partner zeigt viel bärenhaften Charme, doch fehlt es ihm an der Ausstrahlung eines erfolgreichen Politikers. Am Ende kriegt er die Betrogene trotzdem wieder herum: „Komm ins Bett!“ Miriam Hoffmeyer

Bis 29.4., tägl. 20 Uhr, Renaissance-Theater, Hardenbergstraße 6, Charlottenburg