Adoptiert einen Vegetarier!

Würmer im Fisch, Salmonellen im Geflügel, Schweinepest und Rinderwahn – es gibt kaum noch etwas, was genußvoll und bedenkenlos verspeist werden kann. Und selbst beim Tofu-Schnittchen kann ich nicht mehr sicher sein, ob es nicht einer Genmanipulation unterworfen wurde. Was tun? Sich selbst versorgen? Im ersten Weltkrieg gab es in Berlin Balkonschweine, aber ich glaube nicht, daß meine Nachbarn so etwas dulden würden. Zum Vegetarier werden? Niemals! Dafür schmeckt es einfach zu gut, und wer weiß, was im Müsli wirklich drin ist?

Was sagt die Wissenschaft dazu? Wenn es eine Lösung gibt, finde ich sie im Internet. Und tatsächlich: Nach vielen mehr oder weniger gesunden Rezepten und heißen Tips stoße ich auf die Homepage von Ry4an Brase, Universität Minnesota (die 4 im Namen hat ihren Grund). Schon das Hintergrundbild läßt keinen Zweifel aufkommen: Artischocken und Paprika, Blumenkohl und Brokkoli. „Adopt a vegetarian!“ – das ist die Lösung! Aus einer Liste von derzeit 357 Vegetariern kann ich mir einen aussuchen und auf der Stelle adoptieren. Einzige Bedingung: Ich muß versichern, von nun an doppelt soviel Fleisch zu essen wie zuvor, um den vegetarischen Effekt wieder auszugleichen. Genau das ist es,

was ich gesucht habe! Ich schaue mir die Liste mit den zur Adoption freigegebenen Vegetarier- Promis an. Michael Jackson und Schopenhauer, Kate Bush und der Papst. Vielleicht entscheide ich mich für Madonna, die ist gerade schwanger, und ich kann die dreifache Portion essen.

Die Website ist gut, sie ist die adäquate Antwort auf den US-vegetarischen Hype. Man darf nur nicht den Fehler machen, den Begriff „gut“ mit „sinnvoll“ oder „nützlich“ in Verbindung zu bringen. Das ist die BSE-Hysterie hierzulande auch nicht – die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken, ist viel höher als an Creutzfeldt-Jakob. „Adopt a vegetarian!“ ist nichts weiter als die Umsetzung einer Idee, die entstand, als Student Brase versehentlich mit Tofu gefüllte Ravioli (igitt!) in der Cafeteria erhielt.

Doch Sites wie diese sind das Salz in der Web-Suppe, und ich möchte auf keinen Fall darauf verzichten. Vielleicht geben ja mal die Vegetarier die Fleischfresser zur Adoption frei oder die Nichtraucher die Raucher. Von den 357 Vegetariern sind 274 noch zu haben. Wer also einen Vegetarier adoptieren möchte, sollte schleunigst auf die mit dem Useless Webpage Award ausgezeichnete Site klicken und sich jemanden aussuchen: http:// www.umn.edu/nlhome/m043/ bras0023/veggie.html