Strieder beim Palast auf Crashkurs

■ Die Idee des Stadtentwicklungssenators, den Palast der Republik zu erhalten und für eine Übergangszeit zu öffnen, stößt in Bonn und im Senat auf Widerstand. Bald „Teilnutzung“ des Gebäudes?

Die Pläne von Stadtentwicklungssenator Strieder (SPD) für den Erhalt und eine wenigstens teilweise Nutzung und Öffnung des Palastes der Republik stoßen in Bonner Bauministerium und beim Koalitionspartner CDU auf Widerstand. „Herr Strieder kann zum Palast zwar sagen, was er will“, sagte Cosima Ningelgen, Sprecherin von Bundesbauminister Klaus Töpfer. Der Bund gehe aber davon aus, daß erst für das gesamte Gebäude das Konzept zur Asbestbeseitigung vorgelegt und danach über die Sanierung gesprochen werde. Die sei so auf der letzten Sitzung des Gemeinsamen Ausschusses Berlin/Bonn im Februar verabredet worden. Und auch bei der CDU und in der Senatskanzlei ist man über Strieders Vorstoß „verwundert“.

Strieder hatte in der vergangenen Woche eine „öffentliche Nutzung des Palastes für einen Übergangszeitraum“ gefordert, bis die endgültige Entscheidung über dessen Zukunft geklärt sei. Außerdem dürfe nur eine Methode der Asbestbeseitigung gewählt werden, die es erlaubt, das Gebäude in Teilen zu sanieren. Der Stadtentwicklungssenator kann sich gastronomische und kulturelle Einrichtungen dort vorstellen.

Zugleich sprach sich Strieder jetzt gegen den Abriß aus: „Ich bin gegen einen Abriß, weil heute keiner weiß, was in optimaler Weise an seine Stelle gesetzt und wie es bezahlt werden soll.“ Er wandte sich auch gegen den Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Stadtschlosses. Schließlich forderte er, sich mit der Entscheidung, welchen Charakter der Schloßplatz einmal erhalten solle, „noch viele Jahre Zeit“ zu lassen. Bis diese Entscheidung feststehe, „benötigt der Platz aber Aufenthaltsqualität“.

Der Ort dürfe nicht nur Parkplatz bleiben, sagte Strieders Sprecher Manfred Ronzheimer. Dort müßte schon bald „Leben pulsieren“ und eine „Teilnutzung“ möglich sein. Auf der nächsten Sitzung des Gemeinsamen Ausschusses Ende Mai will Strieder mit Töpfer die Gestaltung des Schloßplatzes und die Nutzungsmöglichkeiten des Palastes erörtern.

Strieders Palast-Vorstoß ruft auch beim Koalitionspartner und in der Senatskanzlei Verwunderung hervor. Die Öffnungsidee „widerspricht der Haltung des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen sowie der Verabredung im Senat“, sagte Senatssprecher Eduard Heußen. Klar sei, daß der Palast vom Asbest befreit werden müsse. „Und nach allem, was dazu gesagt worden ist, muß das Gebäude ganz saniert werden.“ Eine Öffnung komme da nicht in Frage. Allerdings räumte Heußen ein, daß auch bei Diepgen noch keine klare Vorstellung vorhanden sei, welche Nutzung der Ort einmal erhalten soll. Klar ist nur, daß sich Teile der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus für den Abriß des DDR-Repräsentationsbaus und für den Wiederaufbau des Stadtschlosses ausgesprochen haben. Klar ist auch, daß sich die Initiative „Macht den Palast auf“ für die sofortige Wiederöffnung stark macht. Rolf Lautenschläger