Neue Panne pünktlich zum 10. Jahrestag

■ Die Radioaktivität in Tschernobyl steigt um das Zwei- bis Siebenfache

Kiew (dpa) – Zwei Tage vor dem zehnten Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl ist in dem ukrainischen Atomkraftwerk wieder einmal eine Panne passiert. Gestern teilte die Informationsabteilung des Werks mit, beim Auswechseln von Luftfiltern der Schutzhülle über dem zerstörten Reaktorblock Vier sei Radioaktivität ausgetreten.

Den Angaben nach wurden die radioaktiv verschmutzten Filter am Mittwoch ausgebaut, aber nicht sofort ordnungsgemäß für den Abtransport versorgt. Deswegen stieg die Strahlung in vier Räumen, die an den dritten Reaktor grenzen, auf das Zwei- bis Siebenfache des zulässigen Wertes. Bis in die Nacht zum Donnerstag wurden die Räume wieder gereinigt. Es sei aber kein Personal verstrahlt worden, hieß es wie üblich.

Die Auswirkungen der Brände in der Schutzzone um den Reaktor sind weiterhin unklar: Die Angaben reichen von einer Erhöhung der Radioaktivität in der 30-Kilometer Sperrzone um den Reaktor um zehn Prozent bis zum Zehnfachen.

Der Popularität des AKW tun derartige Störfälle keinen Abbruch: In den vergangenen zwei Monaten haben mehr als 20.000 Menschen die 30-Kilometer-Sperrzone um Tschernobyl besichtigt. Während 1985 120 ausländische Delegationen das Atomkraftwerk besuchten, waren es seit Mitte März 440.