: Hungern für Asyl
■ 15 Tamilen protestieren in Stade gegen die Abschiebung nach Sri Lanka
Fünfzehn tamilische Flüchtlinge sind vor dem Verwaltungsgericht in Stade in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Sie fordern eine schriftliche Zusicherung, daß keine weiteren Tamilen aus Stade nach Sri Lanka abgeschoben werden.
Vorausgegangen waren zahlreiche Protestaktionen, um die Ausweisung des 23jährigen Sathasivam Baskaran zu verhindern. Doch vergangenen Dienstag entschied das Verwaltungsgericht Stade gegen eine einstweilige Verfügung, die dem Flüchtling den Aufenthalt bis zum Ablauf seines Asylfolgeverfahrens ermöglichen sollte. Die Abschiebung folgte unverzüglich, bestätigte Baskarans Anwalt Albert Sommerfeld. Die Hungerstreikenden verlangen, daß Baskaran zurückkehren kann.
Zahlreiche andere Verwaltungs- und Oberverwaltungsgerichte erkennen tamilischen männlichen Flüchtlingen zwischen 15 und 35 Jahren eine Gruppenverfolgung zu, so der niedersächsische Flüchtlingsrat in einer Presseerklärung. Seit zwei Monaten auch das Verwaltungsgericht im 60 Kilometer entfernten Bremen. Laut Flüchtlingsrat sieht Bremen nach den neuen militärischen Offensiven gegen die tamilische Bevölkerung auf der Jaffna-Halbinsel keine inländische Fluchtalternative für diese männliche Altersgruppe.
Die tamilischen Hungerstreikenden weisen außerdem darauf hin, daß Sri Lankas Außenminister Lakshman Kadirgama gegenüber der Frankfurter Rundschau erklärte, jeder Tamile, der im Ausland einen Asylantrag gestellt hätte, sei als Mitglied der Rebellenorganisation „Tamil Tiger“ anzusehen.
Gestern wurden die Hungerstreikenden in den Sozialraum des Gerichts zu Tee und Gespräch eingeladen; Man wollte die Flüchtlinge nicht vor dem Stader Verwaltungsgericht im Regen stehen lassen. Der Leiter der Ausländerbehörde, Heinz Ulrich, sicherte laut Stader Tageblatt zu, Abschiebungen auszusetzen, bis geklärt sei, was die tamilischen Flüchtlinge bei ihrer Rückkehr nach Sri Lanka erwartet. Das will die Behörde durch eine Anfrage an das Bundesamt zur Anerkennung ausländischer Flüchtlinge ermitteln lassen. Mit dieser Zusicherung allein aber wollen sich die Protestierenden nicht zufrieden geben. Silke Mertins
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen