Immunsystem hält Aidsviren in Schach

Washington Auf die Frage, warum manche Menschen länger ohne Symptome mit dem Aidserreger HIV leben als andere, glauben US-Forscher eine Antwort gefunden zu haben. Entscheidend sei die Kunst des Immunsystems, das Virus trotz seines Tricks, sich ständig zu verwandeln, unter Kontrolle zu halten. Ein starkes Immunsystem läßt sich offenbar an der Vielfalt von HIV-Stämmen im Blut erkennen, berichten Steven M. Wolinsky von der Northwestern University in Chicago/Illinois und seine Kollegen im US-Fachjournal „Science“.

Ihre Entdeckung machten die Forscher bei einer Untersuchung an sechs HIV-infizierten Männern. Ihre Beobachtung widerspricht der bisherigen Annahme, daß eine Vielzahl von HIV-Stämmen das Immunsystem schneller lahmlegt, weil Kämpfe an zu vielen Fronten nötig werden. Das Gegenteil scheint wahr zu sein. Unter ihren sechs Patienten waren die zwei mit der größten Virus-Varianz am längsten gesund. Dagegen verfiel bei zwei anderen, die in HIV-Analysen ihres Bluts die geringste Varianz aufwiesen, das Immunsystem am schnellsten. dpa

Die übrigen zwei Teilnehmer der Studie lagen mit der Anzahl der HIV-Stämme im mittleren Bereich.

Wolinsky erklärt das Ergebnis folgendermaßen: Ein relativ schwaches Immunsystem zwingt den Aidserreger nicht, durch ständig neue Varianten den Attacken zu entrinnen. Das Virus gewinnt trotz genetischer Stabilität bald die Oberhand, sagte Wolinsky der dpa. Ein starkes Immunsystem dagegen veranlaßt beim HI-Virus ständig genetische Veränderungen, um nicht den Attacken der Immunzellen zu unterliegen. Dieser Prozeß brauche Zeit und verzögere den Ausbruch von Aids um Jahre, sagte Wolinsky. Erst wenn das Virus schließlich eine genetische Variante entwickelt habe, die vom Immunsystem nicht mehr zu schlagen sei, habe es den Kampf gewonnen. Sein Sieg sei am Ausbruch von Aidssymptomen zu erkennen. dpa