Zahlt Landowsky an Club Millionen?

■ Geheimbrief an den Kanzler: Bankenholding soll Internationalem Club jährlich 1,5 Millionen zahlen

Zu den obersten Prinzipien des International Club Berlin (ICB) in Charlottenburg gehört Verschwiegenheit. „Hier bleibt man am liebsten unter sich“, schrieb jüngst das Diplomatische Magazin über den Treffpunkt für Diplomaten, Publizisten, Politiker, Bankiers und Manager. Fragen nach der finanziellen Unterstützung des ehemaligen Britischen Offiziersclubs, der von der Senatskanzlei verwaltet wird, werden hier dann auch nicht gern gehört.

Aus gutem Grund. Eine offenkundige Allianz von Spitzenpolitikern der Großen Koalition hatte den Club nämlich erst ins Leben gerufen. Wiederholt war die ungewöhnlich geringe Jahrespacht von 150.000 Mark, die der Club bis 1999 in die Landeskasse zahlt, Anlaß für parlamentarische Anfragen und Debatten im Abgeordnetenhaus.

Zu den Gründungsmitgliedern gehörten unter anderem der CDU- Fraktionsvorsitzende Klaus-Rüdiger Landowsky, der gleichzeitig auch Vorstandsmitglied der Bankgesellschaft Berlin ist. Die Rolle der Bankgesellschaft Berlin bei der Unterstützung des Clubs – neben Landowsky gehören nach einer der taz vorliegenden Liste auch die Vorständler Knut Fischer und Sprecher Wolfgang Steinriede zu den Gründungsmitgliedern – ist dabei nicht nur ideeller Natur. Daß die Bank den Club finanziell unterstützt, wird von ihr denn auch nicht dementiert. Doch wieviel Geld fließt tatsächlich in den noblen Treffpunkt an der Thüringer Allee?

„Die Bankgesellschaft Berlin garantiert die finanzielle Grundausstattung des Clubs (ca. 1,5 Millionen Mark pro Jahr)“, heißt es in einem Schreiben des Protokollchefs der Senatskanzlei, Bernd Fischer, an den Leiter das Kanzlerbüros in Bonn, Walter Neuer. Der Brief, der der taz vorliegt, wurde geschrieben, bevor Ende 1994 das 15.500 Quadratmeter große Clubgelände von Bundes- in Landesvermögen überging.

Für diese vorteilhafte Lösung hatte sich vor allem Landowsky, der neben seinen vielen Funktionen auch stellvertretender Clubvorsitzender ist, persönlich bei Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) stark gemacht. In Fischers Brief heißt es dazu: „Der Regierende Bürgermeister will auf Bitten von Klaus Landowsky den Herrn Bundeskanzler in dieser Angelegenheit anrufen.“ Kohl setzte sich dann intern gegen die damalige Bundesbauministerin Irmgard Adam-Schwaetzer (FDP) durch. So erhielt der Bund für den Tausch des Clubgeländes in Landesvermögen als Ausgleich schließlich ein 43.000 Quadratmeter großes Areal in Tiergarten, um darauf Wohnungen für seine Bediensteten bauen zu können.

Protokollchef Fischer, der ebenfalls dem Vorstand des Clubs angehört, wollte sich gestern zum Inhalt seines Schreibens nicht äußern. Die Bankgesellschaft Berlin wiederum dementierte die Summe. „Das ist absoluter Quatsch“, sagte Pressesprecher Martin Raßfeld. Zwar habe man einen Sponsorvertrag mit dem Club abgeschlossen, doch die jährliche Zuwendung betrage nur zehn Prozent des in Fischers Brief genannten Betrags. Vom Club selbst war keine Auskunft zu erhalten. Die Vorzimmerdame von Geschäftsführer Hans- Peter Schreiber verwies merkwürdigerweise auf den Sprecher der Bankenholding, „Herrn Raßfeld“. Er könne Auskunft über „finanzielle Belange“ des Clubs geben – so, als sei die Bankgesellschaft Außenstelle des Clubs.

Der ehemalige Offiziersclub mit seinen elf Tennisplätzen war zuletzt auch ein Thema bei der Verabschiedung des Nachtragshaushalts, mit dem einschneidende finanzielle Kürzungen vorgenommen wurden. Die Jahrespacht, so der Beschluß von CDU und SPD, soll nun der Landeszentrale für Politische Bildung zur Verfügung gestellt werden.

Weitergehende Forderungen der Opposition waren dagegen schon in der Vergangenheit an der Großen Koalition gescheitert. So hatten die Bündnisgrünen im Januar vergangenen Jahres beantragt, das Land solle für das Clubgrundstück „einen marktüblichen Pachtzins“ erheben. Die bündnisgrüne Haushaltsexpertin Michaele Schreyer hatte nach dem Charlottenburger Bodenrichtwertatlas das Gelände auf 30 Millionen Mark taxiert. Folglich sei die Jahrespacht erheblich höher zu berechnen: Statt 150.000 Mark, so Schreyer damals, müßte der Club rund eine Million Mark zahlen. Severin Weiland