■ Berliner Ärztin erfindet Badezimmersensation
: Komm, gib mir deine Hand...

Die meisten Einfälle passieren im Haushalt. Dr. med. Eva Husen- Weiss, Berliner Ärztin, machte sich vor kurzem Gedanken, „als ich mein Badezimmer neu eingerichtet hatte, liebevoll und sorgfältig.“ Nach getaner Arbeit störte sie sich nämlich an ihrem Blick. Das kam so: „Nach getaner Arbeit störte mich der Blick auf die aufgerissenen Tamponschachteln.“

Also ging Frau Doktor auf die Suche nach einer „geeigneten Spendeeinrichtung“. Um Mißverständnissen vorzubeugen: Eva Husen-Weiss hatte nicht vor, ihre zahllosen aufgerissenen Tamponschachteln an eine gemeinnützige Organisation weiterzugeben. Was sollten die auch damit anfangen? Davon wird niemand satt.

Nein, unter Spendeeinrichtung muß man sich so etwas vorstellen wie ein Marmeladenglas, mit Tampons gefüllt. Auch eine Rocher- Pralinenschachtel ohne Pralinen ist eine Spendeeinrichtung. Das gilt natürlich nur für Exemplare aus jener Zeit, als die leckeren Schokokugeln noch in einer Plastikverpackung und nicht in einer für den Sanitärbereich völlig ungeeigneten Klappappe lagerten.

Egal: Wer solche Spendeeinrichtungen benutzt, ist ab sofort out. „Provisorien!“ schimpft Eva Husen-Weiss. „Millionen von Mädchen und Frauen verwenden Tampons“, konstatiert sie und teilt die Millionen in in drei Gruppen unterschiedlich beschränkter Intelligenz.

Gruppe A, fand sie heraus, schämt sich, die Watteröllchen öffentlich auszustellen und versteckt sie – in blinder Blödheit– im Badezimmerschränkchen. „Sehr unpraktisch!“ kritisiert die Ärztin, „denn gebraucht werden die Tampons in direkter Nähe zur Toilette und nicht im Schrank.“

Gruppe B, geringfügig schlauer, bringt die Tampons „behelfsmäßig in Dosen oder Schälchen unter“. Das ist ebenfalls „unpraktisch, weil Dosen mit Deckel meist nicht mit einer Hand zu öffnen sind, wenn ohne Deckel-Staubfänger“. Gruppe C schließlich, die wohl wissen muß, was in aller Welt ein Deckel-Staubfänger ist, beläßt die Tampons in der „meist minderattraktiven und schon durch simples Öffnen leicht zu destabilisierenden Pappschachtel“.

„Das muß nicht sein“, findet Eva Husen-Weiss und entwickelte deshalb – im Anschluß an eine ergebnislose Forschungsreise nach Dänemark, „wo sonst ja häufig Alltagsprobleme mit Geschmack gelöst werden“ – den weltweit ersten weiblichen Tamponspender: „Eva – La Box“. „Endlich gibt es die Möglichkeit, Tampons in einem formschönen und leicht zu bedienenden Edelstahlspender unterzubringen!“ jubelt die Medizinerin. „Der neben der Toilette, neben dem Toilettenpapier, direkt an die Wand geschraubt werden bzw. an einem Tischständer befestigt werden kann!“

Kritische Mitglieder der Gruppe B werden jetzt einwenden, das Design von „Eva – La Box“ erinnere sie an den Hefter auf ihrem Büroschreibtisch. Richtig – der Edelstahlspender funktioniert auch wie ein Hefter. Die Tampons in ihm sind hübsch hintereinander aufgereiht. Eva Husen-Weiss erklärt, wozu das gut ist: „Diskretion ist Ehrensache. Sichtbar ist immer nur ein Tampon.“ Ein überzeugendes Verkaufsargument – fünf Tampons sind natürlich immer indiskreter als einer.

Was jedoch ganz bestimmt allen Frauen einleuchten muß, ist der Umstand, daß jede, ob Typ A, B oder C, aus dem Tamponspender „bequem jeweils einen Tampon mit einer Hand entnehmen kann“. Mit einer Hand, meine Damen! Originalschachtelbenutzerinnen haben spätestens jetzt ihren Vorteil erkannt – endlich ist Schluß mit dem beidhändigen Gewühle in der krumpeligen Packung; Form und Stabilität bleiben erhalten. Auch dem Badezimmerschränkchen bekommt es gut, wenn seine Ordnung nicht mehr durch Pfotenpaare durcheinandergebracht wird. Und zur Marmeladenglasfraktion läßt sich schlicht sagen: Mit einer Hand, Liebes!

Mit der anderen können Sie sich vor den Kopf schlagen und sich fragen, warum nicht Sie „Eva – La Box“ erfunden haben. Carola Rönneburg