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Schamloses Halbwissen

■ Männerkränzchen-Geschichten über Sex all over the world

Mit Käse fängt man Mäuse, mit Sex LeserInnen, hat sich möglichwerweise der Gatzanis Verlag erhofft, als er das Buch „Sex-mal um den ganzen Globus“ veröffentlichte. Einen „Ethnobericht über das Liebesleben der Völker“ verspricht das Cover. Und welcher Weltreisende, der so manchen Wigwam von innen, manche Wellblechhütte von außen gesehen hat, machte sich nicht im geheimen so seine Phantasien über das Liebesleben der Ethnien. Robert Mohr, der Autor des Büchleins, klärt nun auf. Er schreibt über Keuschheit, Inzucht, Hochzeit, Fremdgehen, Selbstbefriedigung, Anal versus Oral und so weiter und so fort.

Mohr läßt keine erogene Zone, keine Klimazone aus. Zum Thema Beischlaf weiß er zu berichten, daß die Lieblingsstellung der Polynesier die Affenschaukel ist, die Andenbewohner Perus auf Analverkehr stehen und der „exemplarisch ausgewählte afrikanische Stamm der Balas“, der es täglich treibt, bevorzugt die seitliche Stellung.

Schamlos präsentiert Mohr sein Halbwissen. Eine Anhäufung pseudowissenschaftlicher Allgemeinplätze zum Sex der Völker. Mohr, der nach eigenen Angaben Geographie und Völkerkunde studiert hat, mischt ein krauses Sammelsurium von Sexualpraktiken beliebig zusammen. Heraus kommt eine seichte Mischung nichtsagender, voyeuristischer Männerkränzchen-Geschichten.

Dabei verspricht der Klappentext vollmundig „Anregungen zu Gesprächen und, wer weiß, auch zum Handeln.“ Geschenkt. Das Buch wird unser Liebesleben weder bereichern noch erschüttern, geschweige denn anregen. Edith Kresta

Robert Mohr: „Sex-mal um den ganzen Globus. Über das Liebesleben der Völker – ein Ethno-Bericht“. Gatzanis Verlag, Stuttgart 1996, 167 Seiten, 29,80 Mark

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