Viel Inhalt, wenig Geschmack

■ Sparen an guten Ideen – Ein Blick in die drei offiziellen Universitätszeitungen Berlins zeigt einen Hang zur Biederkeit

Das zumindest haben sie gemeinsam, die TU intern, die FU:Nachrichten und die Humboldt: Alle drei Printprodukte werden im Auftrag der Präsidenten der Berliner Universitäten herausgegeben. Allmonatlich zur Semesterzeit, neunmal im Jahr, mühen sich die MitarbeiterInnen der Pressestellen, ein Bild ihrer Hochschule zu vermitteln. Ein positives natürlich, denn offizielle Uni-Medien sollen auch werben, für das Niveau der Forschungs- und Bildungsstätten zum Beispiel.

In diesem Zusammenhang auf das eher lieblose Outfit der Humboldt-Zeitung aufmerksam zu machen, könnte zwar im Ost-West- Verteilungskampf falsch verstanden werden. Aber das gesamte Layout der Zeitung, von der 10.000 Exemplare gedruckt werden und in deren Impressum weit weniger MitarbeiterInnen auftauchen als bei den anderen beiden Medien, scheint einer Sparmaßnahme an Professionalität und an guten Ideen entsprungen. So umwerfend spannende Überschriften wie „Blindes Sparen ohne Plan“, „Gemeinsame Planung“ oder „Von Studierenden lernen“ auf der Titelseite der Ausgabe vom 11. April lassen Schlimmstes befürchten. Und der Mut zur Lücke („Auch die Finanzierung der geplanten beziehungsweise weiterzuführenden Projekttutorien ist nicht gesichert. Die Veröffentlichung ihrer Themen war an dieser Stelle der Humboldt geplant. Die Redaktion“) wirkt zweifelhaft, wenn auf derselben Seite plötzlich eine der wenigen Anzeigen in der Zeitung dominiert.

Selbst die für alle drei Druckerzeugnisse übliche Leistungsschau kommt bei Humboldts eher bescheiden daher. Der Versuch, naturwissenschaftliche Forschungsergebnisse auch Lesern der gesellschaftswissenschaftlichen Fakultäten zugänglich zu machen, wird gar nicht erst unternommen. Wer einen Blick hinter die Humboldtschen Kulissen erhofft, sollte wohl besser zur Studentenzeitung UnAUFGEFORDERT greifen, die seit sieben Jahren erscheint und schon bundesweit zitiert wurde.

TU-intern kommt solide, sozusagen tagesspiegelmäßig layoutet daher. FotografInnen dürfte das Herz höher schlagen angesichts der Flächen, die ihren Werken bei TU-intern eingeräumt wird. Anders als bei Humboldts erfährt man auf ebenfalls 16 Seiten auch einmal etwas über die Leute, ohne die die Uni keine Uni wäre. Und wenn TU-Präsident Dieter Schumann einen Rechenschaftsbericht vorlegt, der vom Konzil der Hochschule nicht für tauglich befunden wird, so erfährt man auch von der Diskussion darüber.

Das wohl Bemerkenswerteste an der TU-Zeitung, die in einer Auflage von 12.000 Exemplaren erscheint, ist die zum Teil schon populärwissenschaftliche und in der Regel praxisbezogene Vermittlung dessen, was an der Uni in Forschung und Lehre geleistet wird. Und wie es sich für ein Druckerzeugnis gehört, das auf der Höhe der Zeit sein will, kann man TU-intern auch über E-Mail oder im World Wide Web konsumieren.

Gleiches gilt für FU:N. Gesponsert by Daimler Benz und vielen anderen – die Anzeigenfülle ist das erste, was einem bei den Nachrichten der Freien Universität ins Auge fällt. Das Layout bleibt trotz vieler Farben weit hinter den Möglichkeiten einer Zeitschrift zurück. Farblos wirken viele Berichte, und gestritten wird offenbar auch an der FU nur hinter verschlossenen Türen. Bei FU:N tauscht man nicht einmal Meinungen aus, man stellt sie lediglich vor. Richtig lesenswert ist die Zeitschrift immer dann, wenn sie sich über mehrere Seiten hinweg einem Thema widmet. Im Januarheft war dort bereits mehr zur Länderfusion zu erfahren als in irgendeiner Berliner Tageszeitung. Kathi Seefeld

Natürlich gibt es jede Menge studentischer Alternativen. Mehr dazu auf Seite 23.