Schicht im Lichtschacht

■ Barrierefreies Wohnprojekt in Altona durch Verzögerung gefährdet: Einigt der Bezirk sich nicht, evoziert der Senat

Trotz protestierender Nachbarn, denen ein Fenster zugemauert wird, dürfte das „barrierefreie Wohnprojekt“ an der Ecke Lippmannstraße/Eifflerstraße wie geplant gebaut werden. Das Haus doch mit einem Lichtschacht zu versehen, wie es der Hauptausschuß beschlossen hatte, lehnte der kommissarische Altonaer Bezirksamtsleiter Klaus Leven ab, denn: Die städtische Baulücke gehöre geschlossen. Daß dafür vier Fenster des Wohnhauses Lippmannstraße 71 zugemauert werden, sei bedauerlich, aber baurechtlich zulässig. In der Bezirksversammlung am vergangenen Donnerstag beharrten hingegen die Koalitionspartner GAL und SPD darauf, aus Rücksicht auf die AltbewohnerInnen über Alternativen zum Fensterzumauern nachzudenken.

Erzielt der Bezirk keine Einigung, entscheidet der Senat. „Und der wird den Bauantrag wie geplant genehmigen“, hofft Rüdiger Dohrendorf, Sprecher der Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg): „Das Ansinnen von GAL und SPD kann den Zeitpunkt des Baus höchstens verzögern.“ Der Investor, ein Hamburger Orthopäde, hat jedoch bereits gedroht, das Projekt platzen zu lassen, wenn der Bau nicht bald beginne. Das wäre für die Wohngruppe eine Katastrophe. In den 19 behindertengerechten Wohnungen von 50 bis 100 Quadratmetern wollen Menschen jeden Alters zusammen wohnen und sich gegenseitig unterstützen. Christa E. ist mit 60 Jahren die älteste. Sie ist schwerhörig und asthmakrank und hofft, im Wohnprojekt von Pflegediensten und von ihren MitbewohnerInnen die nötige Hilfe zu bekommen, um nicht ins Pflegeheim zu müssen. Anne M. (36), Rollstuhlfahrerin, die gerade eine Ausbildung zur Heilerzieherin in den Alsterdorfer Anstalten begonnen hat, legt Wert auf ihre Selbständigkeit und zugleich auf eine intensive Hausgemeinschaft. „Im Gegensatz zu anderen Wohnprojekten haben wir oft einfach nicht die Kraft, alle Termine mit den Behörden wahrzunehmen“, erklärt Falko S. (40), der einzige Mann in der bisher dreizehn Erwachsene und drei Kinder zählenden WG. „Insofern sind wir echt froh über die Unterstützung vom Sozialdienst Intervall.“

Begrüßenswert finden alle Parteien das Wohnprojekt, das neben einer KiTa ein integratives Mehrgenerationenprojekt beherbergen soll. Doch die Alt-MieterInnen müßten dafür in Kauf nehmen, daß aus ihren bisher hellen 15Quadratmeter großen Zimmern lichtlose Kammern werden. Weitere Gespräche zwischen Steg, Mieter helfen Mietern und den BewohnerInnen der Lippmannstraße sollen jetzt eine Konfliktlösung herbeiführen. Sonja Schmitt