Die Mandel-Schule wehrt sich gegen Abwicklung

■ In Prenzlauer Berg will der PDS-Schulstadtrat Burkhard Kleinert die vor vier Jahren gegründete Schule wieder abbauen. Keine Abstimmung mit Landesschulamt

Das sechste Gymnasium in der Mandelstraße in Prenzlauer Berg, das erst vor vier Jahren gegründet wurde, soll ausgedünnt werden. Bei weiter sinkenden Schülerzahlen befürchtet der neue Schulstadtrat Burkhard Kleinert (PDS), die Schule sogar ganz schließen zu müssen.

Weil sich nicht genügend Schüler angemeldet haben, teilte Kleinert dem Schulleiter Mitte vergangener Woche mit, daß er die Schüler für die siebten und die elften Klassen an andere Schulen schicken muß. „Das werden die Eltern heute abend von mir erfahren“, sagt Schulleiter Volker Scharf bedrückt.

Der PDS-Stadtrat beruft sich bei seiner Entscheidung auf Vorgaben des Landesschulamtes. Danach muß eine Schule pro Jahrgang mindestens drei Klassenzüge anbieten. Bei 48 Schülern für die kommende elfte Klasse und 58 Neuanmeldungen für eine siebte, könnten nur zwei Klassen pro Stufe eröffnet werden. „Zuwenig für ein gutes inhaltliches Angebot“, sagt Kleinert.

Mit dem Landesschulamt war der Beschluß jedoch gar nicht abgestimmt. Deshalb prüfen Mitarbeiter bis heute abend, ob sich Kleinert in seinem Entschluß auf das Landesschulamt berufen darf. Auch die Senatsschulverwaltung war überrascht: Kleinert hat seine Entscheidung weder mit Schulsenatorin Stahmer noch mit den Betroffenen abgestimmt.

Als undemokratrischen Akt bezeichnete Schulleiter Volker Scharf das Vorgehen seines Vorgesetzten. „Die Schulkonferenz, die ein Mitspracherecht bei solchen Entscheidungen hat, wurde nicht einmal angehört“, beschwert sich Scharf. Er bemühe sich um eine einstweilige Verfügung gegen das Vorgehen des Stadtrates. Kleinert treffe Entscheidungen, ohne die Schule zu kennen.

Schüler, die im Herbst in die elfte Klasse wechseln wollten, hätten ihre Profilkurse bereits gewählt. „Alles verlief ohne Probleme“, sagt der Schulleiter, „das haben wir den Eltern in der vergangenen Woche noch bestätigt.“

Die Schule wurde vor vier Jahren als Gymnasium unter der damaligen Bildungsstadträtin Barbara Teuber (SPD) gegründet. Noch vor acht Wochen hat der damalige Bürgermeister Reinhard Kraetzer (SPD) in der Schule eine Ausstellung über den Künstler Eduard Mandel eröffnet. Das Gymnasium sollte im Februar nächsten Jahres offiziell nach dem Kupferstecher benannt werden.

Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) spricht schon von Schließung. „Auch wenn Klassenstärken schwanken, mußten Schulen mit weniger Kindern bisher nicht geschlossen werden“, sagt GEW- Sprecherin Erdmute Safranski. Gegen willkürliche Schließungen helfe nur ein Schulentwicklungsplan, der den veränderten Schülerzahlen gerecht werde. Diesen müsse das Landesschulamt zusammen mit den Betroffenen erarbeiten, forderte sie. Torsten Teichmann