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Ein Glas Golan-Wein auf Bill Clinton

Israels Premierminister Schimon Peres besucht die USA. Er bedankt sich für die US-amerikanische Vermittlung im Konflikt mit der Hisbollah – und für die Wahlkampfhilfe  ■ Aus Washington Andrea Böhm

Die Golanhöhen sind nicht unbedingt für ihre Weinberge bekannt. Doch zum Abschluß der jüngsten diplomatischen Mission von US-Außenminister Warren Christopher im Nahen Osten fand Israels Premierminister Schimon Peres sinnstiftende Symbolik darin, das Ende der israelischen Militäroperation „Früchte des Zorns“ mit einer Flasche aus diesem höchst umstrittenen Anbaugebiet zu begießen.

Inzwischen ist Peres zu einem dreitägigen Besuch in den USA eingetroffen und hat reichlich Gelegenheit, das Glas auf die Gastgeber zu erheben: Nach sieben Tagen ununterbrochenen Pendelns zwischen Damaskus, Beirut und Jerusalem hatte Christopher den Status quo ante, einen fragilen Waffenstillstand zwischen Israel und der von Iran und Syrien unterstützten Hisbollah, wiederhergestellt. Damit, so die New York Times, habe der US-Außenminister dem angeschlagenen Wahlkämpfer Schimon Peres das politisch akzeptable Ende einer Militäraktion ermöglicht, die „schiefzugehen drohte“.

Bei seinem Besuch in Washington will Peres nun mit US-Präsident Bill Clinton über gemeinsame Anstrengungen zur Bekämpfung des Terrorismus und zur Einhaltung des neuen alten Waffenstillstandes im Südlibanon verhandeln. Auch diesen Auftritt im Weißen Haus darf Peres als Wahlkampfhilfe der Clinton-Administration verbuchen, die seinen Sieg bei den israelischen Wahlen am 29. Mai als eine zentrale Voraussetzung für einen umfassenden Frieden im Nahen Osten ansieht.

Ärger über das US-Werben um Syriens Präsidenten

In den USA wird Christophers Verhandlungserfolg keineswegs einhellig begrüßt. Die fortlaufende Fernsehberichterstattung über die zivilen Opfer der israelischen Angriffe im Südlibanon hatte einige Kommentatoren bereits vor dem Beschuß eines UN-Flüchtlingslagers zu Kritik an der Clinton-Regierung veranlaßt, weil diese keinen mäßigenden Einfluß auf Jerusalem ausgeübt habe. Auch das US-amerikanische Werben um Syriens Präsident Hafis al-Assad, der unumstritten den Libanon und die Aktionen der Hisbollah-Einheiten kontrolliert, stößt zunehmend auf Unmut. Im Weißen Haus wie auch im Außenministerium gilt Assad als der Schlüssel zu einem umfassenden Frieden im Nahen Osten. Aber: „Einen Friedensvertrag mit Syrien so sehr zu wollen, daß man die Kriegstreiberei eines Diktators honoriert“, schrieb die New York Times, „führt zu einer Destabilisierung des Nahen Ostens“.

Siehe auch Seiten 1 und 11

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