Traum vom eigenen Haus

■ Richtfest beim Modellprojekt „Waller Dorf“/ Arbeitslose qualifizieren sich am Bau

Die „Ehrenkrone auf dem Dach“ haben sich die BauarbeiterInnen des Modellprojekts Waller Dorf redlich verdient. Sieben Monate sind seit der Grundsteinlegung für die sieben Reihenhäuser an der Dünenstraße hinter dem Ernst-Waldau-Theater vergangen, gestern konnte Richtfest gefeiert werden. Eine beachtliche Leistung, denn schließlich haben viele der BauarbeiterInnen das erste Mal eine Mauererkelle in die Hand genommen.

Was mit einem „Traum“ von Ernst Schütte-Engel vom Amt für Soziale Dienste und Rita Große-Kreul von der Bremischen Arbeitslosenselbsthilfe BRAS vor fünf Jahren begann, der „Traum, Wohnraum und Arbeitsmöglichkeiten für junge Arbeitslose zu schaffen“, ist nun beinahe vollendet. Einige Kämpfe mit den Behörden waren durchzustehen, der alte Bebauungsplan für das Grundstück im alten Waller Dorf mußte geändert werden, und Geldgeber wollten überzeugt werden. Doch nachdem gestern, nach viel kürzerer Zeit als ursprünglich kalkuliert, der Richtkranz aufgestellt wurde, hoffen alle Beteiligten, daß die künftigen 40 BewohnerInnen schon im nächsten Frühjahr einziehen können.

„Etwa 28 ABM-Stellen hat das Arbeitsamt Bremen für dieses Projekt geschaffen.“, erläutert Rita Große-Kreul das Konzept. Dadurch können Langzeitarbeitslose, junge Erwachsene und alleinerziehende Mütter ohne Ausbildung sich beruflich im Holz- und Baugewerk qualifizieren und so ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Daß es auch auf dem Bau-Arbeitsmarkt nicht rosig aussieht, gibt Ernst Schütte-Engel zu. Aber er hofft darauf, daß trotzdem der eine oder die andere durch die Mitarbeit beim Modellprojekt eine Chance erhält.

Besonders betont Schütte-Engel jedoch die menschlichen Erfolge des Projekts: „Die Fehlzeiten und die Abbrecherquote ist bei diesem Projekt geringer als bei irgendeinem anderen Arbeitslosenprojekt in Walle. Das zeigt uns, daß es den Leuten Spaß macht. Das ist hier auch keine pädagogische Spielwiese, sondern ernsthafte Arbeit, die geleistet werden muß.“ Seine Kollegin Große-Kreul pflichtet ihm bei: „Die Menschen gewinnen hier wieder Selbstvertrauen nach einer oft langen Zeit der Arbeits- und Hoffnungslosigkeit.“ Der Langzeitarbeitslose, der mitbaut und zu einer Alkohol-Entziehungstherapie überzeugt werden konnte, ist für die Projektleiterin schon ein großer Erfolg, auch wenn er hinterher vielleicht immer noch keinen Job erhält.

Ein weiteres positives Ergebnis des Modellprojektes Waller Dorf ist, daß die arbeitslosen BauarbeiterInnen zum Teil selbst in den 14 Wohneinheiten wohnen werden. Gefördert wird das 3,8-Millionen-Projekt vom Sozialen Wohnungsbau und vom Senat für Arbeit, auch der Bund hat Geld gegeben. Wenn das Modell in Bremen funktioniert, sollen eventuell bundesweit ähnliche Projekte gestartet werden.

Auch in Bremen sind Nachfolgeprojekte geplant. Dieter Cordes von der Bremischen Gesellschaft, die das Projekt Waller Dorf finanziert, zeigt sich erfreut über den Erfolg: „Anfänglich war die doppelte Bauzeit geplant, weil fast alles von Laien übernommen werden sollte. Aber das ist ja nun unnötig.“ Nach so positiven Erfahrungen mit der BRAS kündigte er an, sich bereits um geeignete Grundstücke für kommende ähnliche Projekte zu kümmern. Damit entspricht er Ernst Schütte-Engels weiterem Traum: „Aus einem guten Modell muß eine dauerhafte gute Kooperation zwischen allen beteiligten Institutionen werden.“ Birgit Köhler