Clinton verpricht Peres Waffenhilfe

■ Israelische und US-amerikanische Militärs sollen gemeinsam ein Abwehrsystem gegen Katjuschas entwickeln

Tel Aviv (taz) – Unmittelbar nach Beendigung der Militäroperation „Früchte des Zorns“ im Libanon ist der israelische Ministerpräsident Schimon Peres am Sonntag nach Washington geflogen. Dort unterzeichneten er und US- Präsident Bill Clinton ein Abkommen, das Israel sofortige US-Waffenhilfe zur Verteidigung gegen Katjuscha-Raketenangriffe verspricht. In der kommenden Woche soll eine US-Militärdelegation nach Israel reisen, um weitere Mittel zur Verteidigung Nordisraels vorzuschlagen.

US-Verteidigungsminister William Perry gab am Sonntag bekannt, israelische und US-amerikanische Militärs würden gemeinsam ein Laserwaffensystem gegen Raketen entwickeln. Ein Prototyp der „Nautilus“ getauften Waffe solle Ende kommenden Jahres in Israel getestet werden. Bis dahin solle Israel das auf US-Kriegschiffen verwendete Phalanx-System zur Abwehr von Raketen zur Verfügung gestellt werden. Dies sei eigentlich nicht zum Schutz gegen Katjuscha-Raketen gedacht, könne jedoch als Notbehelf dienen, meinte ein Vertreter des Pentagon.

Zum Abschluß seines Besuchs will Peres heute gemeinsam mit Clinton eine Erklärung über eine weitere Intensivierung der strategischen Zusammenarbeit der beiden Staaten abgeben. Peres will die US-Regierung dazu überreden, möglichst sofort mit den vorbereitenden Verhandlungen über ein offizielles Militärbündnis zu beginnen. Die Verhandlungen dazu sollen gleichzeitig mit den Friedensverhandlungen zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn stattfinden.

Perry warnte vor der Bedrohung Israels durch iranische Kurzstreckenraketen. Die Führung der Islamischen Republik arbeite auch an der Entwicklung ballistischer Langstreckenraketen, fügte er hinzu. Gemeinsam mit Clinton wird Peres einen Pakt über Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des Terrorismus unterzeichnen.

In Israel wurde unterdessen bekannt, daß das Pentagon auch die Kosten für das dritte Stadium bei der gemeinsamen Entwicklung des Raketensystems „Hetz“ (Pfeil) in Israel tragen wird. 200 Millionen US-Dollar kostet die US-Staatskasse dieser Posten. Die bisherigen Auslagen der US-Regierung für dieses Projekts betragen bereits ungefähr 500 Millionen US-Dollar. Nach Berichten des israelischen Rundfunks soll Clinton seinem israelischen Gast auch die Lieferung weiterer F15-Kampfflugzeuge zugesagt haben.

Ebenfalls aus israelischen Quellen wurde bekannt, daß die USA Waffen im Gesamtwert von 60 Millionen US-Dollar an die libanesische Armee liefern wollen. Die Gabe solle die libanesische Regierung stärken und die „Selbstständigkeit“ des Libanon „vor bevorstehenden Verhandlungen mit Israel“ vorbereiten. Ein klarer Affront gegen die syrischen Führung, die den Libanon als ihren „Vorgarten“ betrachtet. Im vergangenen Jahr hatte die US-Regierung bereits die Lieferung von 16 Hubschraubern und 225 Panzern an die libanesische Armee bekanntgegeben. Derzeit werden mehrere libanesische Offiziere in den USA ausgebildet.

Peres sprach sich in Washington lobend über die Rolle der libanesischen Regierung nach der Operation „Früchte des Zorns“ aus. Libanons Regierungschef Rafik Hariri habe Schritte gegen die Hisbollah ergriffen. Amos Wollin