Politisch ja, aber ...

■ Doch noch juristische Hoffnung für Asylbewerber von der Elfenbeinküste

Flüchtlinge aus der Elfenbeinküste haben in der BRD so gut wie keine Chancen auf Anerkennung. Auch Jean Fadigans Asylantrag wurde im Februar 1994 vom Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge (BAFL) abgelehnt (taz berichtete). Der ivorische Flüchtling klagte gegen den Beschluß. Seit der Hauptverhandlung vor dem Hamburger Verwaltungsgericht am vergangenen Dienstag scheint eine Anerkennung möglich zu sein.

Jean Fadigan ist nach eigenen Angaben Mitbegründer der FESCI, einer der größten studentischen Oppositionsorganisationen an der Elfenbeinküste (Côte d–Ivoire). Bei einer Demonstration in Abidjan im Februar 1992 wurde Jean Fadigan mit einer Vielzahl anderer DemonstrantInnen verhaftet. Er blieb bis zu seiner Flucht im Herbst 1993 in Haft, wo er täglich mißhandelt wurde. Auch die Menschenrechtsorganisation amnesty international hat wiederholt auf die katastrophalen Verhältnisse in ivorischen Gefängnissen und die Verfolgung Oppositioneller im Land hingewiesen.

Für das BAFL eine unglaubwürdige Geschichte: Sie lehnte Fadigans Asylantrag im Februar 1994 als offensichtlich unbegründet ab. Abgeschoben wurde er nur deshalb nicht, weil die dafür notwendigen Papiere noch nicht vorliegen, und wegen der Öffentlichkeitsarbeit von „Solidarität International“, einer bundesweiten Organisation mit circa 1000 MitstreiterInnen. Bis heute wurden für Jean Fadigan 640 Unterschriften gesammelt, um sein Gesuch auf politisches Asyl in der BRD zu unterstützen. „Wenn ich zurück muß, werde ich umgebracht“, so der 25jährige.

In Hamburg engagierte sich Fadigan zunächst auf den Flüchtlingsschiffen und war Mitorganisator des Hungerstreiks im Dezember 1993. Außerdem ist er bei „Solidarität International“ aktiv. „Auch bei der Hauptverhandlung ist deutlich geworden, daß Jean Fadigan ein durch und durch politischer Mensch ist“, so sein Anwalt Manfred Kartes.

Sein politisches Engagement stellte auch Richterin Sabine Krüger nicht in Frage. Wegen des ivorischen Mehrparteiensystems schließen die bundesdeutschen Gerichte allerdings eine politische Verfolgung in der Regel aus. Mit einer schriftlichen Entscheidung des Gerichtes ist in vier Wochen zu rechnen. Sonja Schmitt

Weitere Infos gibt es bei „Solidarität International“, die sich jeden ersten Dienstag im Monat um 19 Uhr im Haus Drei, Hospitalstraße 107 in Altona, trifft.