Männer hätten sie gern ein bißchen gazellenhafter

■ Frauenfußball in Deutschland ist auch heute oft noch Objekt männlichen Spottes. Und richtig Geld verdienen Frauen nur in Profiligen wie in Japan und den USA

Lange hat sich der mächtige Deutsche-Fußball-Bund DFB, der weltweit größte Einzelsportverband, schwergetan mit fußballspielenden Frauen. Noch in den Siebzigern wurden sie als vieltausendfach verhöhnte Objekte des Spottes in Vorspielen zu Bundesliga- Matches dem damals noch fast ausschließlich männlichen Stadionpublikum vorgeführt.

Und noch 1989 erklärte der damalige DFB-Chef Hermann Neuberger nach dem ersten Europameisterschaftstitel der deutschen Damen, er hätte sich die Spielerinnen doch gern „ein bißchen gazellenhafter, weiblicher halt“ gewünscht.

Bevor der Frauenfußball vom DFB nach langen Weigerungen – sehr spät, 1970 – anerkannt und damit überhaupt erst offiziell erlaubt wurde, bildeten die Landesverbände schon Schiedsrichterinnen aus. Dienen geht halt vor aktiver Teilnahme. Erst mit internationalen Erfolgen der deutschen Nationalelf seit 1989 (dreimal Europameister, 1995 Vizeweltmeister) begann eine gewisse Anerkennung. Gutes Geld aber gibt es nur in den Profiligen in Japan, Italien und vor allem in den USA, wo Frauenfußball viel populärer ist als der der Männer.

In Deutschland verdienen auch Spitzenfußballerinnen kaum ein Facharbeitergehalt, zu Bundesligaspielen kommen kaum ein paar hundert Zuschauer, und im Fernsehen gibt es höchstens mal ein paar Sekunden im Regionalprogramm. „Wir könnten“, hat Nationalspielerin Maren Meinert einmal gesagt, „fünfmal Europameister werden und würden in den Schlagzeilen doch hinter Bowling stehen.“

Weltweit gibt es rund zwanzig Millionen aktive Kickerinnen. Gemischte Elfen – in Freizeitteams, in den vielen „Bunten“ und „Wilden Ligen“ schlichte Selbstverständlichkeit – stoßen bei den DFB-Gewaltigen, ähnlich wie beim Nachbarn Holland, auf strikte Ablehnung. Geschlechtertrennung sei „durch das Statut klar geregelt“, heißt es auf Nachfrage sofort beim DFB. Ab 15 Jahre geht da nichts mehr.

Schon für C-Jugendliche (12-14Jährige) erlaubt die DFB- Jugendordnung den gemeinsamen Kick sogar nur, „... sofern für Juniorinnen keine andere Spielmöglichkeit besteht und die Erziehungsberechtigten einverstanden sind“.

612.000 Frauen sind Mitglied im DFB

Ist in der Nähe irgendein Mädchenteam, ist's also Essig mit fußballerischer Koedukation. Eine Zivilklage wie im Fall Nicole Delies ist, so ein DFB-Sprecher, „bei uns bundesweit noch nicht vorgekommen“. Was allerdings daran liegen könnte, daß es in den Niederlanden eine deutlich geringer entwickelte Fußballkultur für Mädchen und Frauen gibt (und damit viel weniger Frauenteams) – ganz anders als etwa in Dänemark, Norwegen, den USA und auch hierzulande. Von „612.000 Mitgliedern weiblicher Art“ weiß der DFB- Mann zu berichten, davon ist indes in gut 5.000 Teams nur ein Teil aktiv. Zuwachsrate jährlich: 15 Prozent.

Was aber, wenn etwa Rekordnationalspielerin Silvia Neid (32 Jahre) mit ihren über hundert Länderspielen nach der Olympiade in Atlanta ihre Karriere beendet, wenn sie irgendwo aufs Dorf zieht und dann – kein Frauenteam in der Nähe – wenigstens zum Spaß noch in einer Kreisligamannschaft ein paar Tore schießen möchte? „Keine Chance, das dürfte sie nicht.“ „25 Jahre Frauenfußball im DFB“, hat Bundesligakickerin Monika Koch-Emsermann einmal gesagt, „sind 25 Jahre Widerstand.“ müll

Literatur: Beate Fechtig, Frauen und Fußball, Edit. Ebersbach, Dortmund 1995, 24,80 DM