Rinderwahnsinn: Quarantäne reicht nicht aus

■ EU-Agrarminister bleiben hart, Exportverbot für britisches Rindfleisch bleibt

Luxemburg (taz) – Der Agrarministerrat in Luxemburg hat am Dienstag einen Plan der britischen Regierung zur Eindämmung des Rinderwahnsinns abgelehnt. „Der Rat hat festgestellt, daß es nötig ist, das Programm zu verstärken“, hieß es in einer Erklärung nach der Sitzung.

Douglas Hogg, der britische Landwirtschaftsminister, hatte vorgeschlagen, rund 40.000 Kühe als besonders BSE-gefährdet einzustufen. Diese Tiere sollten entweder geschlachtet oder unter Quarantäne gestellt werden. Die Tiere sollten dadurch identifiziert werden, daß man die Spur von tatsächlich infizierten Rindern zurückverfolgt. Auf der Herkunftsfarm würden dann alle Tiere der gleichen Generation als gefährdet gelten.

Damit glaubt Hogg die Zahl der BSE-Fälle in Großbritannien um 15 bis 30 Prozent senken zu können. Doch die Minister waren bereits deshalb verärgert, weil ihnen die britischen Pläne praktisch als Tischvorlage unterbreitet wurden. Als sie dann am Dienstag nachmittag, dem zweiten Tag des Agrarrats, die Meinung ihrer Experten hörten, wurde die Stimmung nicht besser.

Am Vormittag hatte sich der Ständige Veterinärausschuß, in dem alle Mitgliedsstaaten vertreten sind, zu einer informellen Sitzung getroffen und Hoggs Vorschläge nahezu einhellig abgelehnt. Nur der britische Vertreter hielt seiner Regierung die Stange. Am meisten störte die Agrarexperten, daß es keinen Zwang geben sollte, die gefährdeten Tiere zu schlachten, sondern auch die bloße Quarantäne ausreichen sollte. Die Tiere hätten dann weiter für die Milchproduktion eingesetzt werden können. Die Fachleute forderten Großbritannien außerdem auf, ein Kennzeichnungssystem zu entwickeln, das es erlaube, den Weg aller Rinder zuverlässig zu verfolgen.

Agrarkommissar Fischler war dagegen eher versöhnlich gestimmt. Der britische Schlachtplan sei als Grundlage akzeptabel. „Man kann den Plan kritisieren, aber dann muß man eine Alternative haben, und bisher hat niemand eine gefunden.“ Er ging nicht weiter auf die Forderung ein, daß Großbritannien nur noch Tiere aus BSE-freien Herden zu Fleisch verarbeiten solle. Statt dessen kündigte er etwas wolkig an, daß er bis zum nächsten Agrarrat am 20. Mai „Ideen“ zur langfristigen Orientierung der Fleischproduktion vorlegen werde.

Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU) machte am Ende der Sitzung klar, daß es keine schnelle Entscheidung über die von Großbritannien geforderte Aufhebung des Exportverbots für britische Rinderprodukte geben werde. Auch die nächste Sitzung des Ständigen Veterinärausschusses am 8. Mai komme noch zu früh. Christian Rath