: Ein Name, die Medien, ein Buch
■ Was weiß man eigentlich über diesen Ken Saro-Wiwa?
Europas Medien machten ihn schnell zur Symbolfigur: Ken Saro-Wiwa, den ermordeten Streiter für Umweltschutz in Nigeria und Menschenrechts-Anwalt der Ogoni. Mochte seine Arbeit zuvor nur wenig Aufmerksamkeit gefunden haben – die gnadenlose Verurteilung durch ein Militärtribunal und die brutale Hinrichtung im November 1995 ließen ihn populär werden.
Ken Saro-Wiwa – ein Medienthema; sein Name ein Synonym, ein Stichwort: unbeachtet bleibt, was er und seine Mitstreiter wirklich wollten. Die westliche Welt reduziert ihn auf den Widerstand gegen Ölkonzerne, stilisiert ihn allein zum Öko-Kämpfer. Saro-Wiwa, Shell – ja, kennen wir, und unser Nicken bedeutet dabei die Selbsteinordnung in die Reihe unerschrockener Aktivisten. Zustimmung ersetzt eigenes Handeln.
Wer schaut noch richtig hin, wenn es um politischen Widerstand, um Erhalt der Umwelt geht? Die taz verwechselte in einem Artikel über Saro-Wiwa den Fluß Niger mit dem Nil. Flüchtigkeit oder Wissenslücke? Egal, wir stehen hinter dem Kampf dieses Mannes. Posthume Solidarität instrumentalisiert das Individuum.
Ken Saro-Wiwa, ein Individuum? Was die Medien aus ihm machten, löste seinen Unmut aus: „Das Fernsehen hatte in letzter Zeit häufig über mich berichtet, und ich wurde eher als Nachrichtenthema angesehen denn als ein menschliches Wesen aus Fleisch und Blut.“ Sein Buch Flammen der Hölle zeigt die Vielfältigkeit des Menschen Saro-Wiwa, setzt die unfreiwillige Symbolfigur wieder ins richtige Verhältnis zu seinem Anliegen.
Saro-Wiwa, Shell – das Mediengeschäft braucht keine komplexen Hintergründe. Ursprünglich war da mehr... Doch Saro-Wiwas acht mit ihm hingerichtete Weggefährten sind vergessen, und wer interessiert sich heute überhaupt noch für die Ogoni? ked
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