„Wir müssen leider draußen bleiben“ Von Klaudia Brunst

Irgendwie war mein schwuler Freund dann doch auch froh gewesen, als wir den Hund nach unserer Rückkehr aus Wien wieder abholten. „Nein, nein“, meinte er zunächst beschwichtigend, „alles in allem“ habe sich das Tier während unserer Abwesenheit als erstaunlich gut erzogen präsentiert und also äußerst korrekt verhalten.

Zwar sei es ein bißchen anstrengend, den Hund während der Gassigänge in Zehn-Sekunden-Abständen daran zu erinnern, daß er „bei Fuß“ zu gehen habe, (und einmal sei er tatsächlich zum großen Erstaunen seiner Mitmenschen minutenlang „Bei Fuß, bei Fuß, bei Fuß“ zischend über die Schloßstraße geschlendert, während der Hund sich hinter seinem Rücken längst zu einer ganz anderen Route entschlossen hatte). Aber doch, alles in allem sei alles glatt gegangen. „Nur die Nächte“, so gestand er uns etwas später, „die Nächte waren doch – ich will jetzt mal sagen – anstrengend. Da hat er doch recht oft gebellt, wenn er auch nur das kleinste Geräusch gehört hat.“ – „Ach, hatten wir vergessen, dir das zu sagen?“ fragte meine Freundin ganz arglos. „Du mußt die Schlafzimmertür zumachen, sonst spitzt er natürlich die ganze Nacht, ob nicht vielleicht jemand im Hausflur ist.“ – „Wir haben die Schlafzimmertür ja zugemacht“, gab mein schwuler Freund spitz zurück. „Das war ja das Problem.“

Wie sich herausstellte, hatte der sonst durchaus aufgeklärte Mensch eine gewisse Scheu gehabt, den Hund mit ins Zimmer zu nehmen, wenn er sich einen Übernachtungsgast mit nach Hause gebracht hatte. „Ich finde, irgendwo ist eine Grenze“, preßte er mit hochrotem Kopf hervor und war auch nicht eben glücklicher, als wir ihm versicherten, daß der Hund an diese Art „Geräusche“ durchaus gewöhnt sei.

„Ich habe da neulich übrigens einen Film mit Tom Hanks im Fernsehen gesehen“, wechselte er auffällig unauffällig das Thema, „da kommt Hanks mit diesem Riesenköter in seine total aufgeräumte Wohnung und sagt als erstes: Das hier ist mein Bett und nicht dein Bett, und das ist mein Kühlschrank und nicht dein Kühlschrank und so weiter, da war das ganz schön erzählt mit den Grenzen und dem Hund und so.“

„Du meinst Scott & Huutsch“, stieg meine Freundin bereitwillig auf das neue Thema ein. „Total lustiger Film. Noch viel komischer finde ich ja die Szene, wo die beiden in dem Auto von Tom Hanks sitzen und der Köter sich alle paar Minuten schüttelt und der ganze Sabber dann an den Scheiben hängt.“ – „Ja, und toll ist doch auch, wie Tom Hanks vorher so als Super-ordentlich-Single eingeführt wird“, meinte ich, „da weiß man ja gleich, daß das nicht gutgehen kann.“ – „Apropos gutgehen. Zum Schluß, wo Huutsch dann in der Fabrik über diesen Stahlträger, oder was da war, geht, das ist ja total gruselig. Und wenn er dann am Ende da angeschossen in der Halle liegt – todtraurig! Hast du da nicht auch total weinen müssen?“ versuchte meine Freundin unseren Freund wieder in unser Gespräch einzubeziehen. „Was, ich?“ rissen wir ihn aus seinen Gedanken „Ich habe den Film gar nicht gesehen“, stotterte er, „wir hatten nur den Fernseher eingeschaltet. Wegen der Geräusche und so.“

„Echt?“ rief meine Freundin erstaunt, „du kannst echt rummachen, während der Fernseher läuft? Könnt' ich nie!“