Unterm Strich

Gesellschaft des Spektakels, die erste: Bei den „50 schönsten Menschen der Welt“ scheint es sich im Großen und Ganzen um Hollywood-Stars zu handeln – will uns jedenfalls eine Liste sagen, die das People-Magazin erstellt hat. Mel Gibson haben sie als Allerschönsten aufs Titelblatt genommen, weitere Nennungen: Brooke Shields, Pierce Brosnan, Demi Moore, Johnny Depp, Mira Sorvino, Michelle Pfeiffer, Chris O'Donnell, Brad Pitt und, wundersamerweise, Quincy Jones.

Gesellschaft des Spektakels, die zweite: „Zottelige Fabelwesen liefen auf Rollschuhen über die Techno-Tanzfläche, Mädchen auf Stelzen staksten durch Kunstnebelschwaden, Artisten hingen an Gummiseilen von der Decke und zappelten rhythmisch im Getöse der Bässe“, so der O-Ton-Bericht von dpa zu Sven Väths Frankfurter Rave in den Mai. „Vor allem die im Techno-Jargon ,chill-out-zones‘ genannten Ruhezonen kamen gut an: Lederkissen und Matratzen auf königsblauen Teppi-

chen luden zum Kuscheln ein, Plastikmadonnen, echte Bananenstauden und meterhohe Stahlinsekten sorgten für eine surrealistische Atmosphäre, die noch verstärkt wurde vom intensiven Duft der Räucherstäbchen und den sphärischen Klängen der ruhigeren Techno- Variante ,Trance‘. ,Eine ganze Woche haben wir für die Dekoration gebraucht‘, sagte Väth, ,Wir sind für das alles hier durch die Hölle gegangen‘“ usw. usf.

Gesellschaft des Spektakels, die dritte: Christa Wolf hat sich in einem Interview mit dem Tagesspiegel gegen die westlich geprägte Gesellschaft des Spektakels gewandt. Ostdeutsche sähen die Probleme schärfer als Westdeutsche. Mit westdeutscher Wahrnehmungsblockade erklärt Wolf auch den Zustand der westdeutschen Literatur: „Mir fällt auf, daß die westdeutsche Literatur insgesamt sich zur Zeit wenig kritisch mit den Ursachen der Krise auseinandersetzt, in die die Gesellschaft geraten ist.“ Es gebe so etwas wie eine Wahrnehmungsschwäche gegenüber den „großen Themen“.

Kirche und Welt: Wegen seines Engagements für Roger Garaudy, den am vergangenen Donnerstag wegen Leugnung von Verbrechen gegen die Menschheit angeklagten Philosophen und Schriftsteller, haben die katholischen Bischöfe Frankreichs den Armenpriester Abbé Pierre kritisiert. Der 83jährige habe sich durch Wort und Tat eine Autorität in moralischen Fragen erworben, die in den Augen der Öffentlichkeit die Kirche betreffe, so daß diese es nicht hinnehmen kann, derart kompromittiert zu werden. Von weiteren Konsequenzen war bislang nicht die Rede.

Gestorben: Der Regisseur und Schauspieler Günter Gräwert, eine zeitlang Mitglied des Brecht-Ensembles, später auch Kameramann, Produzent und Cutter. Nach Filmen mit Heinz Rühmann und Maria Schell drehte Gräwert vor allem fürs Fernsehen.