Malen Sie mir den Picasso mal in grün

■ „Barockoko“: Wer's sich leisten kann, hängt sich heute Plagiate an die Wände

Es gibt sie noch, die klassische Bilderkunst, die noch alles erkennen läßt. Wenn schon nicht im Original, so doch als handgemalte Kopie. Für ein paar tausend Mark können Freunde bekannter Kunstwerke auf schnöde Drucke verzichten und in Wohnzimmern, Geschäftsräumen oder Restaurants einen Hauch von Originalität verbreiten. Einen Einblick in aktuelle Formen der Auftragskunst gibt bis zum 17. Mai die Ausstellung „Barockoko“ der Theatermalerinnen Ute Rohr- beck und Christiane Steinhilper am richtigen Ort für die entsprechende Kundschaft – im Hanseviertel.

„Die Zeit der Kunstdrucke ist vorbei“, proklamiert Rohrbeck. Etwas echt Nachgemaltes soll an die Wand, was ganz Persönliches. Der röhrende Hirsch hat ausgedient, abstrakte Kunst ist den Neureichen viel zu kompliziert: Der Trend führt ins 16. bis 18. Jahrhundert. Gefragt sind Bilder, die sich in die Innenarchitektur großzügiger Eigentumswohnungen oder hohe Villenräume einfügen. Selbstverständlich gehört es da zum Service, daß die Vorlage eines berühmten Meisters farblich oder im Format verändert wird, damit sie besser zum Sofa paßt.

Die illusionistischen Wandmalereien der beiden Malerinnen knüpfen an den „Trompe l'Oeil“-Stil der Barockzeit an. „Aber wir wechseln problemlos von einem Jahrhundert zum anderen“, versichert Steinhilper. Sie malen für JedeN: Den Bankettsaal des „Phantoms der Oper“ haben sie mit Gemälden drapiert, aber auch für viele renommierte Theater gearbeitet. Ute Rohrbeck stattete Spielfilme wie „Karniggels“ oder „Wir können auch anders“ von Detlef Buck aus. Christiane Steinhilper hat an Sarah Drivers Film „When pigs fly“ mitgewirkt. Sonja Schmitt