Spinner zu Mallbüdels: Asterix snackt platt

Auf den ersten Blick erscheint eine plattdeutsche Übersetzung von Asterix-Heften notwendig wie ein Hinkelstein. Auf Hochdeutsch sind alle Comic-Abenteuer des rührigen Galliers seit Jahren erhältlich. Daß man nun, statt von den „Spinnern“ zu lesen, über die „Mallbüdels“ schmunzeln kann, ist jedoch in diesem einen Fall mehr als nur der geschickte Versuch eines Verlages, für dieselbe Geschichte mehrmals abzukassieren. Zum einen bot sich mit der Neuübersetzung des von Uderzo alleine gezeichneten und getexteten Asterix-Band XXVI – im Hochdeutschen „Die Odyssee“ – die Chance, ein sprachlich wenig gelungenes Album textlich aufzupeppen. Und das vierköpfige Übersetzerteam nutzte diese Chance souverän. Der einzige wirklich grobe Schnitzer ist ausgerechnet der Titel: „De Törn för nix“ nimmt die Pointe der ohnehin für gallische Verhältnisse schwachen Geschichte voraus. Asterix muß ins gelobte Land um Steinöl für Miraculix' Zaubertrank heranzuschaffen, sonst „is Daddeldu mit unsern Wunnersluck.“ Als er zurückkehrt, hat Miraculix allerdings längst herausgefunden, daß sich das Steinöl im Zaubertrank auch durch Rübensaft ersetzen läßt. Insgesamt aber ist die sorgfältig handgeletterte Übersetzung erfreulich. Die Übersetzer hielten sich an die französischen Originaltexte, „De Törn för nix“ unterscheidet sich erheblich von der „Odyssee“. Kleine Änderungen sind unverständlich, der römische Spion Nullnullsix heißt nun Nullnullnix. In der Regel aber übertrifft der plattdeutsche Wortwitz die gekünstelte hochdeutsche Übersetzung, ist liebevoll und detailfreudig: Sogar die Römergarnison Kleinbonum heißt nun Lüttbonum. Obelix' Weisheit „Veel swin macht den Drunk bloots dünn“ ist einfallsreicher als „Je weniger Spinner, desto mehr Spaß“. Asterix auf plattdeutsch heißt, sich bei dieser viel auf dem Meer spielenden Geschichte uriger über „Appelkähne“ und „Liechtmatrosen“ mokieren zu können, wo das hochdeutsche Album trocken bis langweilig bleibt. Zudem paßt kein anderer deutscher Dialekt so zu „dat lütte gallische Dörp“ wie das Plattdeutsch. Mit Blick auf die Frontstellung des Küstendorfes, das sich „vun de Butenlanners nich ünnerkriegen laat“, ergibt sich der entscheidende Reiz der plattdeutschen Version: Hier stimmen friesisch-grummeliges Einsiedlertum und sturköpfig-gallisches Verneinen einer weit entfernten Zentralgewalt bestens überein. Der Fisch ist nicht umsonst Nahrungsmittel und Wurfgeschoß Nummer Eins bei den Galliern, die sich mit ihrem Zaubertrank-Anarchismus der römisch-preußischen Bürokratie und Disziplin zu entziehen suchen. Daß die Gallier per Dialekt „eingefriest“ werden, funktioniert deshalb weit überzeugender, als es der schwäbischen Version eines anderen Asterix, „Dr große Graba“, gelingt. Ins schaffende Ländle paßt der leistungsverweigernde Gallier einfach nicht. Insofern kann man dem plattdeutschen Asterix eine gewisse Existenzberechtigung nicht absprechen. Daß Ehapa aber plant, nun auch sächsische, kölsche und bajuvarische Galliervarianten in Umlauf zu bringen, zeugt von wenig Fingerspitzengefühl auf der Verlagsseite. Und ob die Mundart-Übersetzer jeglicher Couleur auch die textlich anspruchsvolleren alten Asterix-Alben adäquat übertragen können, ist mehr als fraglich. Was bleibt, ist die Freude über wenigtens eine lustige, auch für Mundart-Unkundige verständliche Neuübersetzung. Und was die Mallbüdels in anderen Gegenden mit den übrigen Geschichten vom lütten döörp machen, braucht unsPlattleser nicht zu kratzen. Wir haben ja diese. Lars Reppesgaard

„Asterix – De Törn för nix“, Ehapa-Verlag Stuttgart