■ Mit der Auto-Haftpflicht auf du und du
: Eine Frage des Typs

Berlin (rtr/dpa/taz) – Wer gerne im Geländewagen, im Sportflitzer oder mit einen Diesel über den Asphalt saust, muß bald mehr für seine Auto-Haftpflicht zahlen. Wer sich hingegen lieber im Cabrio den Wind durchs Haar rauschen läßt und genug Geld für einen Neuwagen hat, zahlt in Zukunft weniger. So sieht es der neue Tarif vor, den jetzt der Verband der Schadensversicherer (VdS) vorgestellt hat.

Er soll das bisherige System abgelösen, das an Motorleistung in PS orientiert war. Tatsächlich sei aber das Unfallrisiko innerhalb einer PS-Klasse sehr unterschiedlich, so VDS-Sprecher Elmo von Schorlemmer. Ein Beispiel: In der Klasse bis 85 Kilowatt (116 PS) verursachen die Fahrer des Mercedes 190 SL nur ein Drittel der durchschnittlichen Schadenssumme. Wer hinterm Lenkrad eines Fiat Ducato Turbo Diesel sitzt, häuft neun Mal mehr Kosten an, zahlt bisher aber dieselbe Versicherungsgebühr.

Die Unterschiede beruhen vor allem auf dem Fahrverhalten. So werden Sport- und Geländewagen riskanter gefahren als Familienkutschen, gebrauchte Autos öfter von Anfängern als Neuwagen, Cabrios langsamer, Oldtimer behutsamer, Dieselwagen und Kleintransporter sind häufiger unterwegs. Insgesamt 16 neue Klassen soll es geben. In Extremfällen könne sich die Haftpflicht- Prämie halbieren, meint Schorlemmer – oder verdoppeln, besonders bei sportlichen Turbodieseln, Kleintransportern und Geländewagen. Für die meisten Autohalter aber würden sich die Beiträge kaum ändern.

Schadensfälle von 8.600 Autotypen zwischen 1992 und 1994 wurden für den neuen Tarif erfaßt. Er soll jährlich aktualisiert werden. Der Typen-Tarif gilt nicht für Lastwagen, Taxis und Motorräder. Zwar wird das neue System den Versicherungen vom VDS nur unverbindlich empfohlen, die beiden Marktführer Allianz und HUK- Coburg wollen aber den Tarif schon zum 1. Juli einführen. Schorlemmer erwartet, daß die übrigen Anbieter bis spätestens Anfang 1997 nachziehen.

Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) begrüßt das neue System. „Das hat lange gedauert“, kommentiert Michael Westphal vom AgV. Die Tarifreform war bereits zum vergangenen Jahr angekündigt worden. Einige Versicherer preschten vor und führten eigene Sondertarife ein: „Da blickte keiner mehr durch.“ Nun werde der Markt endlich transparent. Matthias Urbach