Major benennt Niederlage um

■ Bei britischen Kommunalwahlen verlieren Tories die Hälfte ihrer Sitze. Doch der Premier ist unerschütterlich

Dublin (taz) – Der britische Premierminister John Major wird auch diese Niederlage überstehen: Bei den Teilkommunalwahlen am Donnerstag verlor seine Partei zwar rund die Hälfte ihrer 1.100 Sitze und kam nur auf 27 Prozent der Stimmen, aber im Vorfeld hatte man ein noch schlechteres Resultat prophezeit. So gab sich Major optimistisch und kündigte an, in den „kommenden zwölf Monaten um so härter“ zu arbeiten. Spätestens im Mai nächsten Jahres müssen die Parlamentswahlen stattfinden. Die Tories hoffen, daß sich die Konjunktur bis dahin bessert und den Verbrauchern mehr Geld zur Verfügung steht. Der Tory-Vorsitzende Brian Mawhinney erklärte, die Ergebnisse zeigten, daß seine Partei stetig aufhole. Bei den Kommunalwahlen vor einem Jahr habe man nur 25 Prozent der Stimmen bekommen. Die Labour Party, so meint Mawhinney, habe ihren Höhepunkt zu früh erreicht und könne in der Wählergunst jetzt nur noch verlieren.

Das sieht Labour-Chef Tony Blair freilich völlig anders. Seine Partei kam auf 43 Prozent der Stimmen und liegt damit noch immer 17 Prozent vor den Tories. Als besonders ermutigend wertete Blair die Tatsache, daß sich seine Partei vor allem in den traditionellen Tory-Hochburgen stark verbesserte. Selbst die Tory-Presse mußte ihm recht geben. Die Times sprach von einer schrecklichen Vorstellung der Konservativen, und der Daily Telegraph schrieb: „Die Tories wurden englandweit von der Landkarte der Kommunalregierungen getilgt.“ Ralf Sotscheck Seiten 8 und 10